Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P399
DOI: 10.1055/s-0036-1592853

Diagnostik und Management von paravaginalen benignen Raumforderungen am Beispiel von 69 Fällen. Was sollte ein (Uro) Gynäkologe wissen?

ALS Liaci 1, A Stäbler 2, M Hübner 1, S Brucker 3, C Reisenauer 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
  • 2Institut für Pathologie, Abteilung für Gynäkologische Pathologie, Tübingen, Deutschland
  • 3Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Forschungsinstitut für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland

Zielsetzung: Benigne paravaginale Raumforderungen (PVRF) sind relativ selten. Ziel unserer Studie ist es, ein Bewusstsein hierfür zu schaffen und eine sichere Diagnostik sowie eine akkurate operative Versorgung aufzuzeigen.

Materialien und Methoden: Aus den OP-Büchern unserer Klinik wurden die Anzahl und die Art der durchgeführten urogynäkologischen Eingriffe im Allgemeinen und die aufgrund einer benignen PVRF erfolgten Eingriffe im Speziellen, über einen Zeitraum von 5 Jahren, erhoben. Aus den Krankenunterlagen wurden Diagnostik, Therapie, Histologie und postoperatives Management zusammengefasst und analysiert. Vaginale Endometriosemanifestationen fanden keine Berücksichtigung.

Ergebnisse: Im Zeitraum 2011 – 2015 wurden an unserer Klinik 4161 Frauen einer urogynäkologischen Operation unterzogen, 69 davon aufgrund einer PVRF. In unserem Patientinnenkollektiv setzten sich die PVRF wie folgt zusammen: Zysten der paraurethralen Drüsen und Vestibulardrüsen, Urethradivertikel, mesonephrische Zysten (Gartner-Gang-Zysten) und paramesonephrische Zysten (Müllersche Epithelzysten), Epithelzysten, Leiomyome, Angiofibrome, Angiomyofibroblastome und fremdmaterialbedingte Raumforderungen (intraurethrale und intravesikale Fremdmaterial-Penetrationen). Größe, Konfiguration und Komplexität variierten erheblich. Die größte PVRF betrug 10 cm. Die PVRF traten einzeln oder multipel auf. Sie waren asymptomatisch oder gingen mit Inkontinenz, Harnwegsinfekten, Schmerzen, Fremdkörpergefühl, Blasenentleerungsstörungen, Defäkationsstörungen, und Dyspareunie einher. Anamnese, klinische Untersuchung, Introitussonografie, Urethrozystoskopie und MRT waren für die Diagnostik entscheidend. PVRF täuschten Zystozelen und Rektozelen/Enterozelen vor, waren Ursache einer überaktiven Blase, Dyspareunie, Schmerzen oder Begleiterscheinungen bei Frauen mit Belastungsinkontinenz. In allen Fällen wurde die PVRF exzidiert. Bei gleichzeitig vorliegender Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz oder eines Descensus genitalis erfolgte die Therapie zweizeitig.

Zusammenfassung: Das Bewusstsein um die PVRF ist hilfreich in deren Diagnostik und Management. Als Sekundärpathologie muss auf Divertikelsteine und auf eine maligne Entartung geachtet werden.