Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P378
DOI: 10.1055/s-0036-1592844

Diagnose und Management des retroflexio uteri gravidi mit akutem Harnverhalt in der Schwangerschaft in einer Fallserie von 6 Fällen

R Joukhadar 1, D Herr 1, A Hamza 2, G Meyberg-Solomayer 2, Z Takacs 2, S Baum 3
  • 1Uniklinik Würzburg, Frauenklinik, Würzburg, Deutschland
  • 2Uniklinik Homburg/Saar, Frauenklinik, Homburg, Deutschland
  • 3Uniklinik Lübeck, Frauenklinik, Lübeck, Deutschland

Einleitung: Eine Retroflexio uteri liegt bei ca. 15% aller Frauen vor. In der Schwangerschaft erfolgt die spontane Aufrichtung in der Regel bis zur 14. SSW. Lediglich in 1:3000 – 1:10000 Fällen bleibt diese Aufrichtung aus. Die frühen Symptome sind Unterleibsschmerzen, akuter Harnverhalt und Überlaufblase. Später können Hydronephrose, Urämie, Urosepsis, Blasengangrän oder Blasenruptur auftreten.

Zielsetzung: Diagnosestellung des retroflexio uteri gravidi bei Blasenentleerungsstörungen in der Schwangerschaft und eine Anleitung zum konservativen Management.

Materialien und Methoden: Retrospektive Untersuchung einer Fallserie von 6 schwangeren Patientinnen in der 14 bis 20 SSW. mit einer sekundären Blasenentleerungsstörung im Rahmen eines retroflexio uteri gravidi. Studienzeitraum 2009 – 2016.

Ergebnisse: Eine manuelle Aufrichtung des Uterus konnte in 3 Fällen ohne Narkose erfolgreich vorgenommen werden. In zwei Fällen war erst der zweite Versuch der manuellen Aufrichtung in Spinalanästhesie erfolgreich und in einem Fall musste die manuelle Aufrichtung durch transanale Applizierung von Druck auf die rotierte Uterushinterwand erfolgen. In 5 von 6 Fällen wurde ein Würfelpessar angepasst und bis zur 18 SSW. eingelegt zwecks Reduzierung des Risikos der erneuten retroflexio.

Es folgen regelmäßige fetale- und Beckenbodenultraschall-Kontrollen sowie lokale Behandlung des Scheidenmilieus. In der weiteren Überwachung zeigt sich eine normale Uterusposition.

Alle Patientinnen haben komplikationslos nach der abgeschlossenen 35 SSW. entbunden.

Zusammenfassung: Die Retroflexio uteri gravidi ist ein seltenes Krankheitsbild mit variierender klinischer Präsentation. Die frühe Diagnose ermöglicht die Behandlung durch konservative Maßnahmen. Eine sichere Diagnose kann in den meisten Fällen durch die klinische Untersuchung und einen transvaginalen- sowie Beckenboden-Ultraschall gestellt werden.