Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P376
DOI: 10.1055/s-0036-1592842

Glucose-20-Heilversuch zur Prolongation eines schwersten IUGRs

I Voigt 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Frankfurt, Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland

Fallbericht der Prolongation eines schweren IUGRs – das leichteste, überlebende Kind jemals in Hessen – von der 24. – 28. SSW unter Off-Label-G20-Heilversuch.

Ziel: Verringerung der kindlichen Morbidität und Mortalität bei initial infauster Prognose (Aufnahmegewicht 250 g, 0. Perzentile).

Methoden: Der G20-Heilversuch, soll eine bessere Perfusion der Plazenta bewirken, eine Verringerung der uterinen Widerstände und eine Verbesserung der fetalen Dopplerparameter. In der Literaturrecherche zeigen sich wenig überzeugende Daten zur Glucose-Infusionstherapie.

Fallbericht: 31-jährige IIIG/0P, Z.n. 2 x Frühabort.

ICSI in Tschechien.

23+5. SSW Vorstellung bei schwerer, dekompensierter Plazentainsuffizienz mit IUGR an der 0. Perzentile (SG 250gr). Nullfluss bis reverse Flow in der A. umbilicalis, Oligohydramnion.

Wunsch der Eltern: Maximaltherapie. Amniozentese und TORCH-Serologie unauffällig.

Durchführung RDS-Prophylaxe.

Off-Label-Heilversuch durch Glucose-20%-Therapie der Mutter. Besserung der fetalen Dopplerparameter.

26+5. SSW zweite RDS-Prophylaxe bei erneutem Reverse-Flow in der A. umbilicalis und intermittierend pulsatiler werdendem Ductus venosus.

27+1 SSW Entwicklung milder Präeklampsie; sFlt1 550, Eklampsie-Prophylaxe.

27+2. SSW abnehmende Kindsbewegungen, maternale AZ-Verschlechterung im Rahmen der Präeklampsie.

Sonographisch Coronarfluss im RIVA darstellbar, Endpunkt der Prolongation der Schwangerschaft erreicht.

Sekundäre Sectio mit 27+2 SSW.

Geburtsgewicht 340 g.

Verlauf: Keine Hirnblutung, PDA, medikamentös verschlossen. Milde Pulmonalstenose, die im Lebensalter von 5 Monaten eine Ballonvalvuloplastie nötig machte.

Entlassung am 144. Lebenstag in gutem Allgemeinzustand, 2800 g (noch immer 0. Perzentile), neurologisch unauffällig, milder O2-Bedarf bei BPD, Muttermilch trinkend.

Zusammenfassung: Es wurde die Prolongation der Schwangerschaft ermöglicht, die kindliche Morbidität deutlich reduziert. Bis jetzt neurologisches unauffälliges Kind, einen Monat nach Entlassung nahezu komplette Entwöhnung vom Heim-O2. Weitergehende Studien zur Verbesserung der plazentaren Perfusion sollten angestrebt werden.