Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P330
DOI: 10.1055/s-0036-1592811

Evaluation des MD Anderson Prognostic Index (MDAPI) zur lokoregionären Risikostratifikation in der neoadjuvanten Therapiesituation

L Michel 1, L Sommer 1, R González Silos 2, J Lorenzo Bermejo 2, A Hennigs 1, M Golatta 1, J Heil 1, A Schneeweiss 1, C Sohn 1, F Marmé 1
  • 1Universitätsfrauenklinik/Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg, Deutschland
  • 2Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung: Validierung des MD Anderson Prognostic Index (MDAPI) zur lokoregionären Risikokalkulation nach neoadjuvanter Therapie.

Material und Methoden: Retrospektive Analyse von 456 Patientinnen, die zwischen 1/2003 und 12/2011 mit primärem Mammakarzinom in der Universitätsfrauenklinik Heidelberg neoadjuvant therapiert wurden. Stratifizierung der Patienten in 5 Gruppen (0 – 4) anhand des MDAPI. Uni- und multivariate Analyse prädiktiver Faktoren für LRRFS, IBTRFS, DDFS stratifiziert nach operativem Vorgehen (BET/ME).

Ergebnisse: 57,9% Patientinnen erhielten eine BET, 42,1% eine ME. Mastektomierte Patientinnen hatten signifikant größere Tumore, häufiger befallene Lymphknoten und Lymphgefäßeinbrüche, ein fortgeschritteneres klinisches Stadium (AJCC) vor und pathologisches Stadium (AJCC) nach NACT, ein höheres Grading, häufiger PR-positive Tumore sowie seltener eine pCR.

Im Gesamtkollektiv betrug das 5-Jahres-In-Brust-Tumorrezidiv-freie-Überleben (IBTRFS) 94%, in der Niedrig-Risikogruppe (MDAPI 0/1, n = 374) 95%, in der mittleren Risikogruppe (MDAPI 2, n = 64) 84%, in der Hoch-Risikogruppe (MDAPI 3/4, n = 12) 89% (p = 0,005).

Bei BET-Patientinnen waren die dazugehörigen Raten 95% (Gesamtkollektiv), 96% (Niedrig-Risikogruppe), 83% (mittlere Risikogruppe) und 100% (Hoch-Risikogruppe, n = 3) (p = 0,05). Bei mastektomierten Patientinnen betrugen die Raten 92% (Gesamtkollektiv), 95% (Niedrig-Risikogruppe), 84% (mittlere Risikogruppe) und 85% (Hoch-Risikogruppe) (p = 0,10).

In der BET-Gruppe wurde kein Zusammenhang zwischen dem MDAPI und dem LRRFS gefunden (p = 0,30). Der MDAPI und das DDFS waren jedoch in der Gesamtgruppe (p < 0,001) und der BET-Gruppe (p = 0,005) assoziiert.

Zusammenfassung:

  • Bei der Indikation zur ME spielen die Variablen die den MDAPI ausmachen bereits eine wichtige Rolle.

  • Die Patientenzahl der MDAPI-Hochrisikogruppe ist klein. Unsere Studie liefert keinen Beleg dafür, dass sich mit dem MDAPI durch Anpassung der lokalen Therapie für eine relevante Anzahl der Patientinnen eine Verbesserung der Prognose erzielen lässt.