Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P205
DOI: 10.1055/s-0036-1592754

In vitro-maturierte Oozyten haben eine reduzierte Fertilisationsrate und veränderte Morphokinetik verglichen mit in vivo-maturierten Metaphase II-Oozyten

JE Dietrich 1, S Hoffmann 1, J Weigert 1, T Strowitzki 1, B Toth 1
  • 1Uni-Frauenklinik Heidelberg, Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Heidelberg, Deutschland

Unterscheiden sich in vitro-maturierte Metaphase II Oozyten (IVM-MII) von in vivo-maturierten MII bezüglich Fertilisationsrate und Morphokinetik?

Retrospektive Studie an ICSI-Zyklen (n = 215; n = 177 Patienten; n = 1747 Oozyten; n = 1349 MII; n = 833 2PN), die von 04/2015 bis 12/2015 am Universitätsklinikum Heidelberg durchgeführt wurden. Die Morphokinetik wurde mittels EmbryoScope untersucht (n = 13 Zyklen; n = 13 Patienten; n = 13 IVM-MII; n = 38 in vivo-MII).

IVM-MII sind hier definiert als MI-Oozyten, die bis spätestens zum Ende der ICSI-Behandlung der Eizell-Kohorte spontan in vitro zu MII nachreiften. Die Datenanalyse erfolgte paarweise mittels Mann-Whitney U Test oder T-Test (zweiseitig) (Signifikanzlevel p = 0,05).

IVM-MII hatten eine reduzierte Fertilisationsrate (n = 36/68 (52,9%)) verglichen mit in vivo-MII (n = 797/1281 (62,2%); p = 0,127). Zyklen mit unreifen Eizellen hatten ebenfalls eine reduzierte Fertilisationsrate verglichen mit Zyklen ohne unreife Eizellen (p = 0,299). Die Fertilisationsrate von Zyklen korrelierte direkt mit dem Anteil unreifer Eizellen innerhalb einer Kohorte (p = 0,024). Estradiol-Werte am Tag der hCG-Gabe normalisiert zur Anzahl gewonnener Eizellen waren reduziert in Zyklen mit unreifen Eizellen (185,40 ± 95,45pg/ml, n = 65 Zyklen; ohne unreife Eizellen: 313,80 ± 199,11pg/ml, n = 25 Zyklen; p = 0,004) (Mean ± Std. Deviation). Time-Lapse Imaging zeigte, dass IVM-MII vom Ausschleusen des 2. Polkörpers (tPB2) bis zur Kernverschmelzung langsamer sind (23,98 (23,39 – 28,51); n = 35; in vivo-MII: 20,80 (19,25 – 23,25); n = 8) (p = 0,003). Die Dauer des 1. Zellzyklus (CC1 = t2-tPB2) war signifikant länger bei IVM-MII (26,40 (25,84 – 31,51); n = 8; in vivo-MII 23,62 (21,36 – 25,70); n = 34) (p = 0,005). Andere morphokinetische Parameter unterschieden sich nicht signifikant (Zeiten in Stunden dargestellt als Median (Quartilen 25 – 75).

IVM-MII haben eine reduzierte Fertilsationsrate und anfangs langsamere Entwicklung. Normalisierte Estradiol-Werte eignen sich als Indikator für das Vorhandensein unreifer Eizellen.