Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P012
DOI: 10.1055/s-0036-1592672

Entwicklung eines integrierten Versorgungsmoduls „BRCA-Diagnostik“ zur Feststellung einer Therapierelevanz mit dem PARP-Inhibitor Olaparib beim rezidivierten platin-sensitiven HSOC

K Rhiem 1, B Markiefka 2, J Giesecke 3, E Hahnen 3, R Büttner 2, R Schmutzler 3
  • 1Universitäts-Frauenklinik Köln, Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs, Zentrum für Molekulare Medizin der Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • 2Uniklinik Köln, Institut für Pathologie, Köln, Deutschland
  • 3Universitätsklinik Köln, Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Köln, Deutschland

Zielsetzung: Aufgrund der Zulassung von Olaparib (Lynparza (TM)) als erstem Vertreter der Wirkstoffklasse der PARP-Inhibitoren beim BRCA-assoziierten, platinsensitiven high-grade serösen Ovarialkarzinomrezidiv (HSOC) entstehen neue Herausforderungen für die BRCA-Testung. Insbesondere die Testung auf primär somatische Mutationen im Tumorgewebe erfordert eine besondere Expertise in der Bewertung von BRCA1/2-Mutationen, um Über- wie Untertherapien bei inkorrekten Bewertungen zu vermeiden.

Methoden: Für eine ausschließlich auf somatischer Ebene erfolgende BRCA-Testung ergeben sich folgende 5 Herausforderungen:

  • große genomische Alterationen, die rund 6% aller in Deutschland gefundenen BRCA-Mutationen ausmachen, können mit NGS im Tumorgewebe derzeit nicht nachgewiesen werden und bedürfen einer Analyse im Blut der Patientinnen.

  • Bei zusätzlicher familiärer Belastung reicht die alleinige BRCA1/2-Diagnostik nicht aus, da die familiäre Situation damit nicht hinreichend geklärt ist.

  • Rund 80% aller im Tumor nachgewiesenen Mutationen sind Keimbahn-Mutationen. Derzeit lässt sich allerdings eine rechtssichere Lösung für somatische genetische Veränderungen, die Rückschlüsse auf Keimbahnmutationen zulassen, auf der Grundlage des geltenden Gendiagnostikgesetzes nicht konstruieren.

  • Vielfach verwendete computerbasierte Mutations-Praediktionsprogramme bewerten rund 30% der gefundenen Varianten als falsch positiv.

  • Häufigkeit und Spektrum rein somatischer Mutationen sowie die Wirksamkeit von Olaparib sind bislang nicht belegt und verlangen weitere Forschung.

Ergebnisse: Im Zentrum Familiärer Brust-/Eierstockkrebs Köln haben wir gemeinsam mit der Referenzpathologie (Prof. Büttner) ein integriertes Versorgungsmodul zur Gentestung und Bewertung der genetischen Varianten entwickelt, das den o.g. Punkten Rechnung trägt.

Schlussfolgerung: Das hier dargestellte Versorgungsmodul stellt einen Lösungsweg für die dargestellten Herausforderungen dar und geht über das Beispiel der familiären Brust- und Eierstockkrebsdisposition hinaus, das hier als paradigmatisch betrachtet werden kann.