Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A19
DOI: 10.1055/s-0036-1587621

Aktuelle Ergebnisse einer mehrjährigen Versorgungsstudie in bayerischen Moorheilbädern

M Goertz 1, KR Wiebelitz 1, AM Beer 1
  • 1Ruhr-Universität Bochum

Hintergrund: In den Moorheilbädern der Ammergauer Alpen wurde in den Jahren 2011 und 2012 eine Studie zur Evaluation der Kurmaßnahmen und ihrer Wirkung durch den Lehrbereich Naturheilkunde an der Ruhr-Universität Bochum (Abt. Allgemeinmedizin) durchgeführt. Methode: Im Rahmen einer hypothesengeleiteten nicht randomisierten Kohortenstudie wurden zwei Gruppen von Studienteilnehmern definiert, deren pseudonymisierte Daten deskriptiv ausgewertet wurden. Die Probandengruppe setzte sich aus Kurgästen zusammen, die sich einer genehmigten Kur mit Badearztschein unterzogen. Die zu vergleichende Kontrollgruppe bestand aus Erholungsurlaubern, die in der Regel keine medizinischen Anwendungen nahmen. Beide Gruppen wurden bei Beginn und Ende des Aufenthaltes mittels standardisierter Fragebögen (u.a. SF12 Gießener Beschwerdebogen 24, CARE Bogen) befragt. Eine weitere Befragung erfolgte 3 Monate nach Abreise. Bei Gästen mit Kinderwunsch wurde eine zusätzliche Befragung nach 12 Monaten durchgeführt. Die Fragen erfassten in Absprache mit den teilnehmenden Einrichtungen ein breites Spektrum, um sowohl die Wirksamkeit der Mooranwendungen zu belegen, als auch eine sachbezogene öffentliche Präsentation der Heilbäder in Zukunft zu ermöglichen. Ergebnisse: Von den im Rekrutierungszeitraum erfassten Gästen (insgesamt 11572 Meldebögen) wurden 763 Gäste befragt und unter Berücksichtigung der Ein- und Ausschlusskriterien 353 Studienteilnehmer ausgewertet. Die beiden Hauptzielkriterien Therapiezielerreichung (körperliche und/oder seelische Beschwerden) und globale Zufriedenheit bei Aufenthaltsende wurden beschrieben, ebenso wie die demografischen und sozioökonomischen Daten, die erfassten Kuranwendungen und die Ergebnisse des Gießener Beschwerdebogens und des SF 12. Die Probandengruppe umfasste 334 Teilnehmer, 19 Studienteilnehmer wurden der Kontrollgruppe zugeordnet, 6 Gäste nahmen an der Kinderwunsch-befragung teil. Diskussion: Immer wieder wird gefordert, dass die Kurortmedizin Nachweise für ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit erbringt. Die Durchführung einer multizentrischen Versorgungsstudie in Kurkleinbetrieben stellt eine besondere Herausforderung dar. Dies zeigte sich allgemein bei der Rekrutierung aller Gäste und insbesondere bei der Rekrutierung der Erholungsgäste. Eine vergleichende Auswertung war unter diesen Umständen vor allem aus Compliancegründen der Urlauber nicht möglich. Daher wurde im Anschluss an die Auswertung auch eine Matched-pairs Analyse durchgeführt. Der Anteil der Gäste mit Kinderwunsch lag deutlich unter den Erwartungen. Dies lässt sich auf eine sehr geringe Bereitschaft zur Studienteilnahme zurückführen. Insgesamt konnte aufgezeigt werden, dass die Mehrheit der Kurgäste sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrem Aufenthalt waren und eine Besserung ihrer körperlichen und/oder seelischen Beschwerden angab. Weitere statistische Auswertungen werden derzeit vorgenommen.