Zentralbl Chir 2016; 141 - P53
DOI: 10.1055/s-0036-1587573

Idiopathische Synostose zwischen Costa I+II links als selten Ursache von therapierefraktären Schulterschmerzen – Ein Fallbericht

E Winkler 1, S von Weihe 1, U Hinterseher 1, C Kugler 1
  • 1Abteilung für Thoraxchirurgie, Lungenclinic Grosshansdorf

Synostosen sind an verschiedensten Lokalisationen beschrieben. Selten treten sie zwischen primär nicht verbundenen Knochen auf. Eine Therapie-Indikation ergibt sich bei Symptomatik.

Der hier beschriebene 45-jährige Patient leidet seit vier Jahren unter therapierefraktären Schmerzen im linken Schultergürtel. Ein Jahr vor Beginn dieser Symptomatik war auf Grund einer nekrotisierenden Pankreatitis eine Langzeit-Beatmung und Intensivtherapie über Monate erfolgt. Weder eine Schulteroperation noch die analgetische Dauermedikation (aktuell Oxycodon 60 mg/d) konnten die Symptome lindern.

Klinisch zeigte sich links eine druckdolente, anamnestisch langsam progrediente Vorwölbung infraclaviculär mit reizlosen lokalen Verhältnissen. Im Thorax-CT stellte sich eine fingerdicke Synostose zwischen Costae I+II links mit einem Ausläufer zur Clavicula dar.

Wir sahen die Synostose mit ihrem Osteophyten als ursächlich für die ausgeprägte Schmerzsymptomatik an und stellten die OP-Indikation.

Intraoperativ konnte über einen infraclaviculären Hautschnitt (6 cm) die rippenähnliche Synostose dargestellt und problemlos entfernt werden. Der histologische Befund ergab Knochen- und regressiv verändertes Knorpelgewebe.

Der weitere Verlauf war mit Entlassung am 2. Tag unauffällig bei deutlich gebesserter Beweglichkeit der Schulter. Im weiteren ambulanten Verlauf konnten bei subjektiver Beschwerdefreiheit die Analgetika ausgeschlichen werden. Bei bekanntem Diabetes und TNF-α-Inhibitortherapie bei Psoriasis war allerdings nach 10 Tagen eine operative Revision bei Wundheilungsstörung erforderlich.

Fazit: Eine costale Synostose kann die Ursache therapierefraktärer Schmerzen im Schultergürtel sein. Durch eine frühzeitigere interdiziplinäre Diskussion hätte die richtige OP-Indikation schneller gestellt und die Odyssee des Patienten deutlich verkürzt werden können. Die Ursache der Synostose bleibt unklar. Eine posttraumatische Genese nach multiplen iatrogenen Interventionen (ZVKs) ist jedoch möglich.