Zentralbl Chir 2016; 141 - FV15
DOI: 10.1055/s-0036-1587459

Kasuistik: Bilaterale bronchopulmonale Sequester – Eine Rarität

U Hinterseher 1, S von Weihe 1, E Winkler 1, C Kugler 1
  • 1Abteilung für Thoraxchirurgie, Lungenclinic Grosshansdorf

Hintergrund: Bronchopulmonale Sequester stellen mit einem Anteil unter 5% der angeborenen Lungenfehlbildungen bei Erwachsenen eine Rarität im klinischen Alltag dar. Aufgrund der unspezifischen Symptomatik wird die Diagnose häufig spät oder intraoperativ gestellt. Ca. 85% der Sequester sind intralobär lokalisiert. Bei schwieriger Abgrenzbarkeit vom gesunden Lungenparenchym erfolgt die Operation meist offen und als Lobektomie. Die erste Sequester-Resektion per VATS wurde 2002 beschrieben.

Der Fall: Hier wird der äußerst seltene Fall von beidseitigen Sequestern bei einer 43-jährigen Patientin dargestellt. Beidseitige Manifestationen treten bei nur ca. 0,1% aller erwachsenen Patienten mit einem Sequester auf. Die operative Therapie erfolgte hier sowohl für die extralobäre als auch die intralobäre Variante per VATS.

Leitsymptom bei der ansonsten gesunden Frau waren unspezifische pulmonalen Infekte und eine verminderte Leistungsfähigkeit. Die klinisch-funktionelle Diagnostik war unauffällig. Das Thorax-CT zeigte beidseitig basale Parenchym-Veränderungen. Eine selektive Angiografie bei bereits vorhandenem V.a. Sequestrierung konnte jeweils ein zuführendes Gefäß demaskieren und damit die Diagnose sichern.

Es wurde die Indikation zur sequentiellen OP in VATS-Technik gestellt. Intraoperativ bestätigte sich links die Diagnose eines extrapulmonaler Sequesters. Nach Resektion und unauffälligen Verlauf konnte die Patientin am 6. Tag entlassen werden.

Rechtsseitig zeigte sich hingegen ein intrapulmonaler Sequester. Nach arterieller Gefäß-Unterbindung demaskierten sich die Parenchym-Grenzen des Sequesters durch Belüftung eindeutig. Die Resektion erfolgte auch hier minimal invasiv im Sinne einer atypischen Resektion im Bereich von Segment 10. Die Entlassung erfolgte am 7. Tag.

Schlussfolgerung: Der beidseitige bronchopulmonale Sequester stellt eine absolute Rarität dar. Zusammen mit der unspezifischen Symptomatik ist die Diagnosestellung deshalb erschwert. Die thorakoskopische Resektion ist sowohl für die extra- als auch die intra-lobäre Variante möglich und sollte auf Grund der bekannten Vorteile minimalinvasiven Vorgehens angestrebt werden.