Zentralbl Chir 2016; 141 - FV1
DOI: 10.1055/s-0036-1587445

Lungenmetastasen – die CAD-Analyse ergänzt den Tastsinn

B Danzl-Erne 1, W Klemm 1, S Frese 1, M Graff 1, G Leschber 1
  • 1Evangelische Lungenklinik Berlin

Einleitung: Bis zu 20% aller Patienten mit fortgeschrittenen Tumorstadien entwickeln Lungenmetastasen. Ein ausgewähltes Patientenkollektiv scheint durch eine pulmonale Metastsenresektion mit kurativem Ansatz einen Überlebensvorteil zu haben. Ein ergänzendes radiologisches Verfahren, die CAD-Analyse (computer-assisted detection) eines Dünnschicht-CTs, liefert zusätzliche Informationen zu Anzahl, Wachstumsverhalten und Malignitätswahrscheinlichkeit suspekter Lungenrundherde, insbesondere in den hilusnahen Regionen. Die Indikationsstellung zur Metastasenresektion sollte basierend auf dieser Analyse erfolgen. Im Falle einer disseminierten pulmonalen Metastasierung kann dem Patienten eine Operation erspart werden.

Methode: Von 2005 bis 2014 wurden bei 331 Patienten insgesamt 481 pulmonale Metastasenresektionen nach vorheriger CAD-Analyse durchgeführt. Patienten mit disseminierter Metastasierung im CAD wurden ausgeschlossen. Intraoperativ erfolgte das manuelle Aufsuchen und die Resektion, zumeist mit Laser, aller in der CAD-Analyse beschriebenen Herde sowie ggf. zusätzlich weiterer Herdbefunde, welche durch die Palpierung aufgefunden werden konnten.

Ergebnisse: In unserem Kollektiv wurden bei 43,2% der Patienten mehr Herde palpiert und entfernt, als präoperativ radiologisch vermutet worden waren, jedoch 17% der radiologisch beschriebenen Herde konnten intraoperativ nicht aufgefunden werden. In 10,8% der Patienten wurden durch die manuelle Palpierung der Lunge weitere Metastasen gefunden, in 47,4% wurden allerdings nur benigne Lungenrundherde zusätzlich entfernt. Hinsichtlich der Häufigkeit von falsch-positiven oder -negativen Befunden im CAD gibt es keine Unterschiede zwischen den Tumorentitäten.

Diskussion: Die CAD-Analyse von Dünnschicht-CTs ist bei uns Standard und hilft bei der Indikationsstellung zur Metastasenchirurgie. Trotzdem bleibt die intraoperative manuelle Palpation der gesamten Lunge unerlässlich, da insbesondere die subpleuralen Areale die Grauzone in der CAD-Analyse darstellen. Die Kombination beider Methoden hilft, eine möglichst komplette Metastasenresektion durchzuführen, damit der Patient von den Vorteilen der operativen Sanierung profitieren kann.