Z Gastroenterol 2016; 54 - KV489
DOI: 10.1055/s-0036-1587265

Ergebnisse der internationalen Pankreaszysten-Umfrage (Pacy-Trial) – Akkuranz und Abweichungen des Managements

B Müssle 1, T Hackert 2, M Distler 1, J Weitz 1, T Welsch 1
  • 1Universitätsklinik Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland
  • 2Uniklinik, Heidelberg, Deutschland

Einleitung: Intraduktale papilläre muzinöse Neoplasien (IPMN) besitzen unterschiedliches Potenzial für eine Malignitätsentwicklung. In den aktuellen, internationalen Konsensus-Empfehlungen (Sendai Guidelines) wurde ein Managementalgorithmus vorgeschlagen. Weiterhin umstritten bleibt vor allem das Management von Seitengang-IPMN (BD-IPMN).

Ziele: Ziel dieser internationalen Umfrage war es, die Richtigkeit und Unterschiede in den Therapieempfehlungen bzw. Abweichungen von den Konsensus-Empfehlungen, zwischen Chirurgen und Gastroenterologen in Abhängigkeit von deren Erfahrung und der jeweiligen Krankenhausgröße aufzuzeigen.

Methodik: Retrospektiv wurden 10 Fälle von Patienten mit IPMN, welche zwischen 2004 – 2015 an den Universitätskliniken Dresden und Heidelberg behandelt wurden, aufgearbeitet. Diese wurden anonymisiert 177 internationalen Experten elektronisch anhand von charakteristischen Patientendaten sowie CT/MRT-Sequenzen vorgestellt und eine Therapieentscheidung eingefordert. Die Expertenempfehlung wurde mit dem pathohistologischen Befund korreliert.

Ergebnisse: Der Rücklauf betrug 26% (46/177), davon 70% Chirurgen und 30% Gastroenterologen/Onkologen. Die meisten Rückläufe kamen aus Deutschland (76%). Die befragten Chirurgen präferierten im Falle einer Hauptgang-IPMN (MD-IPMN) häufiger das operative Vorgehen im Vergleich zu den Gastroenterologen (51% versus 31%, P = 0.032). In zwei Fällen einer malignen BD-IPMN (< 2 cm Durchmesser) favorisierten lediglich zwei Chirurgen die Operation, jedoch keine Gastroenterologen. Die mittlere Akkuranz der 10 Fälle betrug 35% für die Chirurgen vs. 28% für die Gastroenterologen. Die höchste Akkuranz (38%) wurde von universitären Einrichtungen erreicht (Maximalversorung: 35%, Grund-/Regelversorgung: 30%). Des Weiteren sah man die höchste Treffsicherheit bei Zentren mit > 100 Fällen pro Jahr (43%). In punkto persönlicher Erfahrung zeigte die Gruppe zwischen 10 – 20 Jahren mit 50% das beste Resultat.

Zusammenfassung: Nur ein Drittel der zystischen Läsionen wurde im Durchschnitt richtig behandelt. Trotz zahlreicher neuer Erkenntnisse und verbesserter Diagnostik kann gerade bei kleinen, „Sendai-negativen“ BD-IPMN eine maligne Transformation anhand von Algorithmen prätherapeutisch nicht ausgeschlossen werden.