Z Gastroenterol 2016; 54 - KV474
DOI: 10.1055/s-0036-1587250

Prävention stentassoziierter Komplikationen nach Pankreaskopfresektionen durch eine perioperative antibiotische Therapie

EA Biesel 1, O Sick 1, F Makowiec 1, UT Hopt 1, UA Wittel 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland

Einleitung: Trotz deutlicher Reduktion der Mortalität nach Pankreaskopfresektionen in den letzten Jahren bleibt die perioperative Morbidität mit 20 – 50% hoch. Ein möglicher Faktor hierfür ist die präoperative Einlage von Gallengangsstents. Als Konsequenz erhalten alle Patienten mit einliegenden Stent nach einer Pankreaskopfresektion in unserer Klinik postoperativ eine fünftätige antibiotische Therapie.

Ziele: Ziel unserer Single-Center-Studie war es, den Einfluss präoperativ eingelegter Gallengangsstents mit postoperativer antibiotischer Therapie im Vergleich zu einer primären Operation im Hinblick auf perioperative Komplikationen zu evaluieren.

Methodik: Die Daten von 716 Patienten, die sich in den Jahren 2002 – 2015 an der Uniklinik Freiburg einer Pankreaskopfresektion unterzogen, wurden anhand einer SPSS-Datenbank retrospektiv analysiert. Pankreasfisteln, Magenentleerungsstörungen und Nachblutungen wurden gemäß internationalen Kriterien eingeteilt. Alle Patienten mit kompletten Daten bezüglich einer Stenteinlage wurden in die Analyse eingeschlossen, Patienten mit chronischer Pankreatitis wurden aufgrund der speziellen Pathogenese ausgeschlossen. Nach Durchführung einer explorativen Datenanalyse erfolgten Chi-Quadrat-Tests zur Ermittlung der statistischen Signifikanz im Falle einer Normalverteilung.

Ergebnisse: Es wurden insgesamt 572 Patienten nach Pankreaskopfresektionen in die Studie eingeschlossen, von denen 273 (47,7%) präoperativ einen Gallengangsstent erhalten haben. Es fand sich kein signifikanter Unterschied bezüglich Pankreasfisteln oder Wundinfekten zwischen beiden Gruppen (POPF Grad B/C Stent 16,1%, kein Stent 23,9%, p = 0,281; Wundinfekt Stent 17,6%, kein Stent 14,7%, p = 0,085). Überraschenderweise waren die intraabdominellen Abszesse in der Gruppe mit Stent reduziert (Stent 8,1%, kein Stent 17,1%, p = 0,006) und die Rate an Insuffizienzen der biliodigestiven Anastomose war niedriger (Stent 0,7%, kein Stent 5,2%, p = 0,007).

Schlussfolgerung: Die perioperative Antibiotikatherapie scheint das Risiko für intraabdominelle Komplikationen bei Stent-tragenden Patienten zu reduzieren. Zudem reduzierten in unserem Kollektiv die Stents auch Komplikationen im Bereich der biliodigestiven Anastomose, bedingt durch eine nach Stenteinlage verdickte Gallengangswand.