Z Gastroenterol 2016; 54 - KV453
DOI: 10.1055/s-0036-1587229

Behandlung der Atrio-ösophagealen Fistel – eine interdisziplinäre Herausforderung

T May 1, GD Duerr 2, B Esmailzadeh 2, TO Vilz 1, C Probst 2, H Matthaei 1, A Welz 2, JC Kalff 1, P Lingohr 1
  • 1Uniklinik Bonn, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
  • 2Uniklinik Bonn, Klinik für Herzchirurgie, Bonn, Deutschland

Einleitung: Eine atrio-ösophageale Fistel (AÖF) ist eine seltene, schwere Komplikation eines kathetergestützten Ablationsverfahrens unter Verwendung von hyperthermer Koagulation zur Therapie bei Vorhofflimmern. Es kann durch die Nähe von linkem Vorhof (LV) und Ösophagus zu einer Koagulationsnekrose und konsekutiv zu einer AÖF kommen. Charakteristisch ist eine verspätete Vorstellung der Patienten, da die Beschwerden oft erst nach Tagen auftreten und eher unspezifisch sind. Meist ist eine aufwändige und rasche Versorgung von Nöten, unbehandelt kann es zu Luftembolisationen in das arterielle System oder Verbluten kommen. Entsprechend ist eine rasche Diagnosesicherung sowie ein interdisziplinärer Behandlungsansatz unabdingbar für ein positives Outcome.

Methodik: Wir zeigen einen interdisziplinären Behandlungsalgorithmus anhand eines Patienten mit einer AÖF nach einem kathetergestützten Ablationsverfahren im Bereich des LV. Hierbei werden die Therapie- und Diagnoseschritte vor dem Hintergrund aktueller Literatur diskutiert und verglichen.

Ergebnis: Die CT des Thorax und Abdomens eines 59-jährigen Mannes zeigte Luft innerhalb der links atrialen Herzwand sowie eine Luft führende Fistelstraße in der Nähe der linken, unteren Pulmonalvene im Sinne einer AÖF. Der Patient zeigte sich stabil ohne Zeichen einer Sepsis, war jedoch voll therapeutisch antikoaguliert, so dass nach interdisziplinärer Abstimmung von einer umgehenden operativen Versorgung abgesehen wurde. Nachdem auch das CCT keine Auffälligkeiten zeigte, wurde der Patient auf die Intensivstation verbracht. Die chirurgische Versorgung beinhaltete nach Anlage der HLM die Exzision der nekrotisch veränderten Herzwand sowie eine Abdeckung des Defekts mittels Perikard-Patch. Im Anschluss wurde der fisteltragende Anteil der Ösophaguswand exzidiert und der Defekt zweireihig in Einzelknopftechnik verschlossen. Der Patient konnte das Krankenhaus nach 14 Tagen verlassen.

Schlussfolgerung: Eine AÖF nach Ablationsverfahren ist eine schwere Komplikation mit hoher Mortalität. Das Überleben ist von rascher Diagnose sowie einer interdisziplinären Versorgung abhängig. Engmaschige Überwachung und Beobachtung vorausgesetzt, kann eine chirurgische Versorgung bei stabilem und nicht septischem Patient auch im engen Intervall erfolgen.