Z Gastroenterol 2016; 54 - KV444
DOI: 10.1055/s-0036-1587219

Effekte eines klinischen Pfades für die Gastrektomie auf die Behandlungsqualität

U Ronellenfitsch 1, S Grefe 1, C Mertens 1, S Post 1, P Kienle 1, K Nowak 1, M Otto 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland

Einleitung: Klinische Pfade (KP) geben für definierte Krankheitsbilder oder Eingriffe die am Patienten durchzuführenden diagnostischen und therapeutischen Schritte zeitlich geordnet vor. Für eine Vielzahl operativer Eingriffe konnte gezeigt werden, dass der Einsatz eines KP zu einer Verbesserung der Behandlungsqualität führt. Für die Gastrektomie fehlt solche Evidenz aus dem deutschsprachigen Raum.

Ziele: Evaluation der Effekte eines KP für die Gastrektomie auf die Behandlungsqualität.

Methodik: Die Studie vergleicht alle in den 24 Monaten vor (n = 62, Kontrollgruppe) und nach (n = 64, Pfadgruppe) Einführung eines interdisziplinären KP für Gastrektomien operierten Patienten. Untersuchte Parameter der Prozessqualität waren Zeitpunkt von Mobilisation, Kostaufbau, Entfernung invasiver Katheter sowie Wachstations- und Krankenhausverweildauer. Die Ergebnisqualität wurde anhand Häufigkeit und Schwere perioperativer Komplikationen mit der Clavien-Dindo-Klassifikation gemessen.

Ergebnisse: Die Gastrektomie wurde in beiden Gruppen bei 95% der Patienten wegen Magenkarzinomen durchgeführt. Die Patientencharakteristika (Alter, Geschlecht, ASA-Klassifikation, Tumorstadium, Tumorlokalisation) waren in Pfad- und Kontrollgruppe vergleichbar. Hinsichtlich Mobilisation (Median am 1. postoperativen Tag) und Beginn des oralen Kostaufbaus (Median am 6. postoperativen Tag) zeigten sich keine Unterschiede. In der Pfadgruppe erhielten mehr Patienten Proteingetränke (67,7% vs. 42,2%; p = 0,004). Die Liegezeit invasiver Katheter (PDK, ZVK, Blasenkatheter) zeigte keine Unterschiede. In der Pfadgruppe wurden Katheter länger als empfohlen belassen. Die Krankenhausverweildauer war in beiden Gruppen gleich (Median 16 Tage) und deutlich länger als im Pfad empfohlen. Die Verweildauer auf der Wachstation war in der Pfadgruppe länger (Median 3 vs. 2 Tage, p = 0,001). Die Komplikationshäufigkeit unterschied sich nicht zwischen den Gruppen (Grad ≥3: 25% vs. 22,2%).

Schlussfolgerung: Die Implementierung eines KP für die Gastrektomie führte nicht zu den erwarteten Verbesserungen der Prozessqualität. Die Ergebnisqualität zeigte sich unverändert. Möglicherweise lässt sich die komplexe perioperative Behandlung bei Gastrektomien nicht in gleichem Maße wie bei anderen Eingriffen standardisieren.