Einleitung: Adipositas ist eine Krankheit mit steigender Inzidenz in der westlichen Gesellschaft.
Adipositas wird oft mit eingeschränkten Operationsergebnissen in Verbindung gebracht.
Die Auswirkungen bei Patienten mit Karzinomen von Magen oder Speiseröhre auf das postoperative
Outcome und Langzeitüberleben werden kontrovers diskutiert.
Material und Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten, die zwischen 1996 und 2014 an der Universitätsklinik
Freiburg aufgrund eines bösartigen Tumors des oberen Gastrointestinaltraktes gastrektomiert
oder ösophagusreseziert wurden. Die Daten wurden retrospektiv analysiert und aus unserer
prospektiv geführten Datenbank gewonnen. Die Patienten wurden in vier Gruppen unterteilt:
Untergewicht (BMI < 18,5 kg/m2), Normalgewicht (18,5 – 25 kg/m2), Übergewicht (25 – 30 kg/m2) und Adipositas (≥30 kg/m2).
Ergebnisse: Eingeschlossen in die Analyse wurden 730 Patienten, davon 395 nach Gastrektomie,
335 nach Ösophagusresektion. Das Durchschnittsalter betrug 64 Jahre, 73% der Patienten
waren männlich. Übergewicht und Adipositas waren einem erhöhten Anteil von Adenokarzinomen,
UICC-Stadien I/II und einer erhöhten R0-Resektionsrate assoziiert.
Die postoperative Mortalität betrug 6%. Der Anteil an Patienten, die mindestens eine
Komplikation erlitten war 60%. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den
Gruppen bei der postoperativen Morbidität und Mortalität, Operationszeit, ICU- und
Krankenhausaufenthalt. Übergewicht und Adipositas waren mit einem signifikant besserem
5-Jahres-Überleben assoziiert (UW: 22%, NW: 37%, ÜW: 51%, AD: 50%, p < 0,001). Die
multivariate Analyse identifizierte neben dem ASA-Score (3/4), dem Alter (≥65), dem
Resektionsrand (R +) und dem UICC-Stadium (3/4), den präoperativen BMI < 25 kg/m2 als unabhängigen Risikofaktor für ein eingeschränktes Gesamtüberleben (RR 1,4, p <
0,001).
Schlussfolgerung: Übergewichtige Patienten können ohne erhöhte Risiken für postoperative Morbidität
und Mortalität operiert werden. Darüber hinaus wurden Übergewicht und Adipositas bei
Patienten mit Tumoren von Magen und Speiseröhre als unabhängige Prognostikatoren für
ein verlängertes Langzeitüberleben identifiziert.