Z Gastroenterol 2016; 54 - KV410
DOI: 10.1055/s-0036-1587184

Der prognostische Wert des Ploidiestatus beim Mammakarzinom

A Lischka 1, A Kocak 1, N Doberstein 1, T Gemoll 1, S Freitag-Wolf 2, C Thorns 3, R Sennerstam 4, K Heselmeyer-Haddad 5, T Ried 5, G Auer 6, JK Habermann 1
  • 1Universität Lübeck und Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Chirurgie, Sektion für Translationale Chirurgische Onkologie und Biomaterialbanken, Lübeck, Deutschland
  • 2Universität Kiel und Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Medizinische Informatik und Statistik, Kiel, Deutschland
  • 3Universität Lübeck und Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Pathologie, Lübeck, Deutschland
  • 4Karolinska Institut, Institute für Onkologie und Pathologie, Stockholm, Sweden
  • 5National Cancer Institute, NIH, Genetics Branch, Bethesda, USA
  • 6Karolinska Institut, Karolinska Biomic Center, Stockholm, Sweden

Einleitung: Genomische Instabilität ist bei soliden Tumoren häufig mit einer schlechten Prognose assoziiert. Als ein mögliches Maß für die genomische Instabilität kann der Ploidiestatus herangezogen werden. Im Falle des Mammakarzinoms deuten bereits verschiedene Studien auf einen Zusammenhang zwischen dem Ploidiestatus von Tumorzellpopulationen und dem Überleben der Patientinnen hin.

Ziele: Unsere Studie untersuchte in einem Kollektiv von Mammakarzinomfällen potentielle Zusammenhänge zwischen dem Ploidiestatus der Tumoren und dem Überleben der Patientinnen. Darüber hinaus wurden verschiedene klinische Parameter auf eine Assoziation mit dem Ploidiestatus eruiert.

Methodik: Aus einer Kohorte von 5.580 Brustkrebs-Patientinnen wurden für die statistischen Analysen 100 Fälle, die eine spätere Metastasierung zeigten und weitere 100 nach Alter und Tumorstatus gematchte Fälle ohne Metastasierung, ausgewählt. Der Ploidiestatus der Tumoren wurde per Bildzytometrie bestimmt und in di-, tetra- und aneuploid kategorisiert. Deskriptive Statistik und Überlebensanalysen mittels Kaplan-Meier-Verfahren und Cox-Regression zeigten anschließend Zusammenhänge zwischen dem Ploidiestatus und klinischen Parametern wie der Überlebenszeit, Rezidiv-/Metastasenbildung oder dem Hormonrezeptorstatus.

Ergebnis: Aneuploide Tumoren waren mit einem signifikant kürzeren Überleben assoziiert als di- oder tetraploide Tumoren (p = 0,01; HR = 1,2; 95% CI =[1,03;1,35]). Von den klinischen Parametern zeigte nur der Hormonrezeptorstatus einen Zusammenhang mit dem Ploidiestatus (p = 0,01). In separaten Überlebensanalysen für Hormonrezeptor-positive und -negative Fälle behielt der Ploidiestatus seinen prognostischen Wert in der Gruppe der Hormonrezeptor-positiven Fälle: Wie in der Gesamtkohorte waren die aneuploiden Tumoren mit einer signifikant schlechteren Prognose assoziiert (p = 0,02; HR = 1,2; 95% CI =[1,03;1,45]).

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse unterstützen die Rolle des Ploidiestatus als prognostischer Biomarker beim Mammakarzinom. Unter den Hormonrezeptor-positiven Brustkrebspatientinnen detektiert der Ploidiestatus eine Subgruppe mit einer signifikant schlechteren Prognose. Dies kann unter anderem bei der Entscheidung für eine zusätzliche adjuvante Chemotherapie neben der endokrinen Behandlung helfen.