Z Gastroenterol 2016; 54 - KV408
DOI: 10.1055/s-0036-1587182

Etablierung eines Tiermodelles für hochdifferenzierte neuroendokrine Tumore mit einer neu generierten langsam wachsenden Zelllinie

D Benten 1, Y Behrang 1, M Fahl 1, C Eggers 1, D Perez 2, M Bockhorn 2, J Izbicki 2, A Lohse 1, J Schrader 1, 2
  • 1I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • 2Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Universitätklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Einleitung: Die Therapie neuroendokriner Tumore ist trotz neuerer zielgerichteter Therapien weiterhin eine interdisziplinäre Herausforderung. Eine große Hürde für die Entwicklung neuer Therapien ist das Fehlen geeigneter präklinischer Tiermodelle. Die bisherigen Erfahrungen mit Xenograft Modellen der etablierten BON und QGP Zelllinien zeigen ein sehr rasches Wachstum mit früher Ausprägung zentraler Tumornekrosen, welche nur selten bei Patienten mit metastasierten neuroendokrinen Tumoren zu finden sind und daher die Nutzung für präklinische Studien problematisch macht.

Ziele: Das Ziel dieser Studie war es mit der von uns neu generierten hochdifferenzierten neuroendokrinen Tumorzelllinie NT-3 ein in vivo Modell für langsam wachsende gut differenzierte neuroendokrine Tumore zu etablieren.

Methodik: Es erfolgte die subkutane Transplantation von Tumorzellen in die Flanke immunsupprimierter NOD-SCID Mäusen. Die Tumorentstehung wurde im Kleintier-MRT dokumentiert. Die explantierten Tumore wurden immunhistochemisch und molekularbiologisch charakterisiert.

Ergebnisse: In einer ersten Serie konnte eine Tumoranwachsrate von 90% (9/10) erzielt werden. Diese Tumore zeichneten sich durch ein langsames Wachstum und eine typische Bildgebung im MRT aus. Immunhistochemisch waren die Tumore positiv für Chromogranin A und Synaptophysin. In der qPCR fand sich eine deutliche Expression der humanen mRNA für Chromogranin A, Synaptophysin, SSTR2 und SSTR5. Insgesamt rekapitulierte der Tumor in vivo das hochdifferenzierte Expressionsmuster der Zellkultur in vitro.

Schlussfolgerung: Wir konnten ein neues in vivo Tumormodell eines hochdifferenzierten neuroendokrinen Tumors etablieren. Dieses Modell bietet die Möglichkeit in präklinischen Substanztestungen als gutes Korrelat eines langsam wachsenden gut differenzierten neuroendokrinen Tumors eingesetzt zu werden. Hierdurch lassen sich erstmals neue Therapieansätze in einem realistischen in vivo Modell untersuchen. Insbesondere die hohe SSTR-Expression kann Studien zur SSTR-basierten Bildgebung und Therapie in einem in vivo Modell ermöglichen.