Z Gastroenterol 2016; 54 - KV400
DOI: 10.1055/s-0036-1587174

Häufigkeit und Bedeutung von Knochenmetastasen bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren

M Scharf 1, A Rinke 2, TM Gress 2
  • 1UKGM, Marburg, Gastroenterologie, Marburg, Deutschland
  • 2Philipps Universität Marburg, Gastroenterologie, Marburg, Deutschland

Einleitung: Bis zu 73% der Patienten mit neuroendokrinem Tumor (NET) sind bereits bei Erstdiagnose fernmetastasiert, was mit einer Verschlechterung der Prognose einhergeht. Die klinische Bedeutung von Knochenmetastasen (KM) ist jedoch unklar.

Ziele: Übersicht über Häufigkeit, Verteilung, Komplikationen und prognostische Relevanz von KM in unserem Zentrum.

Methodik: Retrospektive Auswertung der Datenbank des ENETS Zentrum Marburg von Januar 2000 bis Juni 2015 bezüglich Patienten mit NET und KM.

Ergebnis: 338 (47,7%) von 709 Patienten wiesen eine Fernmetastasierung auf, darunter 93 KM (13,1%). Hiervon hatten 81 Patienten (87,1%) zusätzliche Lebermetastasen, lediglich zwei Patienten hatten ausschließlich KM. Bei 34 Patienten waren KM zum Diagnosezeitpunkt vorhanden, bei 59 traten sie metachron auf. Bei 4,3% aller Patienten mit KM kam es zu neurologischen Ausfällen, 11,8% wiesen Frakturen auf. Am häufigsten kam es jedoch zu KM-assoziierten Schmerzen (43%). Therapeutisch wurden primär Bisphosphonate (60,5%) oder Denosumab (8,0%) eingesetzt, 31,2% wurden bestrahlt und bei 6,5% der Patienten war eine operative Therapie notwendig. Der Anteil an Patienten mit KM bei Erstvorstellung in unserem ENETS-Zentrum stieg im Zeitraum von 2012/13 von 11,0% auf 16,3% in 2014/15. Das Gesamtüberleben von Patienten mit Knochenmetastasen bei Erstdiagnose oder solchen, die im Verlauf KM entwickelten, war signifikant schlechter als bei anderen fernmetastasierten Patienten (40,1 Monate vs. 90,4 Monate und 79,3 Monate vs. 115,1 Monate respektive).

Abb. 1: Gesamtüberleben von Patienten mit KM bei Erstdiagnose (KMsyncED; n = 34) im Vergleich zu anderen bei Erstdiagnose fernmetastasierten Patienten (n = 251). p = 0.001. X-Achse:Zeit in Jahren

Schlussfolgerung: Mehr als ein Viertel (28%) der fernmetastasierten Patienten mit NET weisen im Verlauf Knochenmetastasen auf. Diese sind klinisch relevant und sind prognostisch mit einem schlechteren Gesamtüberleben assoziiert.