Z Gastroenterol 2016; 54 - KV390
DOI: 10.1055/s-0036-1587164

Wie hoch ist das Risiko für Lymphknotenmetastasen bei lokal vollständig pathologischer Regression des Rektumkarzinoms nach neoadjuvanter Radiochemotherapie

P Manegold 1, AK Lederer 1, J Taukert 1, T Brunner 2, G Ruf 1, UT Hopt 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Strahlenheilkunde, Freiburg, Deutschland

Einleitung: Nach neoadjuvanter Radiochemotherapie (RCT) des Rektumkarzinoms ist in 13% bis 17% der Fälle eine vollständige pathologische Tumorregression beschrieben. Die Leitlinie für kolorektale Karzinome beinhalten die Option bei vollständiger Regression auf eine Operation zu verzichten. Ziel unserer retrospektiven Studie war es die Häufigkeit von Lymphknotenmetastasen bei vollständig pathologischer Regression des Rektumkarzinoms nach RCT zu evaluieren.

Methode: Retrospektive Analyse der Rektumkarzinome Stadium I-III, die eine RCT von 2004 bis 2012 erhielten. Ausgeschlossen wurden chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und familiäre kolorektale Karzinome. Von 150 eingeschlossenen Patienten hatten 25 Patienten (16,6%) histologisch eine lokal vollständige Tumorregression (ypT0). Klinische Regression, chirurgische Behandlung und onkologisches Outcome wurden evaluiert.

Ergebnisse: Die 25 Patienten waren überwiegend Männer (80%) im Alter von 59,9 Jahren (40 – 77). Initiale Tumorstadien verteilten sich auf 2 Stadium I (8%), 6 Stadium II (24%) und 17 Stadium III (68%). Insgesamt wurden 72% der Patienten N+ eingestuft. Die Lokalisation war in 11 (44%) im unteren, 13 (52%) im mittleren und 1 (4%) im oberen Rektumdrittel. Die RCT bestand aus 50,4 Gy in Kombination mit einer 5-FU-basierten Chemotherapie. Das klinische Restaging erfasste residuale Ulzerationen bis hin zum vollständigen Verschwinden des Primärtumors. 8 Wochen nach Abschluss der RCT wurden 2 (8%) lokale transanale Exzision (TAE) und 23 (92%) totale mesorektale Exzisionen (TME) durchgeführt. Von 23 TME-Präparaten wurden in einem (4,3%) Lymphknotenmetastasen (ypT0ypN1) histologisch nachgewiesen. Nach TME-Resektion eines ypT0ypN0-Stadiums trat in je einem Fall ein Lokalrezidiv nach 19 Monaten und Lungenmetastasen nach 25 Monaten auf. Das 5-Jahre-OS betrug 85,9% und das 5-Jahre-DFS 87,4%.

Schlussfolgerung: Eine lokal vollständig pathologische Regression des Rektumkarzinoms in der Rektumwand (ypT0) nach RCT ist in ca. 16% der Fälle zu erwarten. Das Risiko für Lymphknotenmetastasen ist dabei mit 4,3% niedrige. Die lokale Vollwandexzision kann den Regressionsgrad in der Rektumwand sichern. Beim Nachweis einer vollständigen lokalen Tumorregression kann unter vertretbarem Risiko auf eine TME verzichtet werden.