Z Gastroenterol 2016; 54 - KV382
DOI: 10.1055/s-0036-1587157

Ergebnisse einer prospektiv, multizentrischen, nicht-interventionellen Studie, zur Analyse therapieabhängiger und krankheitsabhängiger Einflüsse auf die Funktionalität von Patienten mit gastrointestinalen Tumoren ≥75 Jahre

N Härtel 1, J Hofmann 1, J Chi-Kern 1, J Hofmann 1, M Neugebauer 1, A Berger 2, S Zschäbitz 2, H Schulze-Bergkamen 3, J Betge 1, R Jesenofsky 1, S Belle 1, N Schulte 1, M Ebert 1
  • 1II. Medizinische Klinik der Universitätsmedizin Mannheim, Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Mannheim, Deutschland
  • 2Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg, Deutschland
  • 3Marien-Hospital gGmbH, Hämatologie-Onkologie, Gastroenterologie, Rheumatologie, Wesel, Deutschland

Hintergrund: Krebs ist eine Erkrankung des älteren Menschen (med. Erkrankungsalter > 69J). Dennoch gibt es nur wenige Daten zu therapieabhängigen und krankheitsabhängigen Interaktionen mit der funktionellen Reserve dieser Patienten (Pat).

Methoden: Prospektiv, multizentrische Registerstudie an zwei tertiären Behandlungszentren Deutschlands. Eingeschlossen wurden Pat mit gastrointestinalen Tumoren unter Chemotherapie (CHT) ≥75J (n = 30) im Zeitraum Q1/2015 – Q1/2016. Zur Bestimmung der Funktionalität der Pat wurden sequentielle geriatrische Assessments (G8-Questionaire, ECOG, IADL, ADL) durchgeführt. In die Auswertung gingen 2 Patientenkohorten ein (K1: CHT < 2 Wo, n = 15; K2: CHT > 2Mo, n = 15).

Ergebnisse: Für Pat mit neu initiierter CHT (K1), führte eine initiale Dosisreduktion zu einer im Trend besseren Funktionalität (ADL/IADL) gegenüber einer initial 100%-igen Dosierung (p = 0,0986). Nach initialer Dosisreduktion wurden weniger ≥2 ° Toxizitäten (Tox) detektiert (p = ns). Zum Zeitpunkt der Analyse korrelierten die Tox jedoch nicht mit einer Verschlechterung im IADL oder ADL (p = ns). Pat, die zu Beginn der CHT ein patholog G8-Screening (< 14 Pkt) hatten verbesserten sich im Verlauf funktionell (p = ns). Insbesondere die Krankheitskontrollrate (PR+SD) hatte einen sign. Einfluss auf die Funktionalität (ADL: p = 0,0195).

Für Pat unter bereits laufender CHT (K2), führte eine fortgeführte 100%-Dosierung zu keiner sign. Verschlechterung des ADL/IADL (ebenso keine Korrelation zwischen ≥2 ° Tox und dem IADL/ADL). Im Gegensatz zu Kohorte 1 zeigten Pat der K2 mit einem G8 < 14 Pkt. keine weitere Verbesserung, während die Patienten mit einem G8 ≥14 Pkt. im Trend bessere funktionelle Ergebnisse im Verlauf erzielten (IADL/ADL: p = 0,0986). Auch diese Gruppe zeigte nach Krankheitsstabilisierung (PR+SD) ein hoch signifikant besseres Ergebnis in den funktionellen Tests (G8/ECOG: p = 0,0003; ADL: p = 0,0261).

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten sprechen dafür, Pat ≥75J mit dosiseskalierenden Therapiestrategien zu behandeln, da dies im Trend zu einer besseren Funktionalität unter Therapie führt. Eine Krankheitsstabilisierung ist mittelfristig und längerfristig der stärkste Prädiktor für einen Erhalt der Funktionalität älterer Krebspatienten mit gastrointestinalen Tumoren.