Z Gastroenterol 2016; 54 - KV350
DOI: 10.1055/s-0036-1587126

Autonome Neuropathie und reduzierte Ghrelinfreisetzung als kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Patienten mit Gastroparese

A Gaus 1, P Layer 1, V Andresen 1, D Menge 1, J Keller 1
  • 1Israelitisches Krankenhaus, Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland

Einleitung: Die autonome Neuropathie gilt als gemeinsamer Risikofaktor für kardiovaskuläre (KV) und gastrointestinale Erkrankungen, insbesondere die diabetische Gastroparese. Ein anderer Pathomechanismus, der eine Assoziation zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magenentleerungs(ME)-Störungen bedingen könnte, ist eine reduzierte Ghrelin(Ghr)freisetzung.

Ziele: Untersuchung der Assoziation zwischen Magenentleerung (ME), autonomer Neuropathie, Plasma-Ghr und KV Risiko bei Patienten (Pat.) mit und ohne Diabetes mellitus.

Methodik: Standardisierte Messung der ME mittels 13C-Oktansäure-Atemtest (13C-OAT), der postprandialen Ghr-Freisetzung, der Herzfrequenzvariabilität (HRV) und des 10-Jahres Risikos für ein KV Ereignis (KV-Risiko, arriba-Rechner) bei Pat. mit dyspeptischen Symptomen.

Ergebnis: Eingeschlossen wurden 83 Pat. (59 Frauen), davon 15 Diabetiker. 5 Pat. hatten eine beschleunigte ME (t ½ < 50 min), 19 eine verzögerte (t ½ > 150 min). Das KV-Risiko bei Pat. mit beschleunigter (0,8 ± 0,7%), normaler (12,4 ± 17,4%) und verzögerter (24,2 ± 20,3%) ME unterschied sich signifikant (p = 0,004). Zudem korrelierten ME- und HRV-Parameter: Pat. mit eingeschränkter HRV hatten eine langsamere ME (p < 0,019). Darüber hinaus hatten 4 von 5 Pat. mit schwerer ME-Störung (t ½ > 250 min) eine manifeste autonome Neuropathie, nur 2 davon hatten einen Diabetes mellitus. Die postprandiale Ghr-Freisetzung korrelierte invers mit der ME-Entleerung (p = 0,006), und Pat. mit eingeschränkter HRV hatten eine niedrigere Ghr-Freisetzung (p = 0,034). Laut multipler Regressionsanalyse war von den üblichen KV Risikofaktoren (einschließlich Diabetes mellitus) nur das männliche Geschlecht ein unabhängiger Risikofaktoren für eine niedrige Ghr-Freisetzung.

Schlussfolgerung: Patienten mit Gastroparese scheinen unabhängig von der Ätiologie ein erhöhtes KV Risiko aufzuweisen, das möglicherweise partiell durch eine autonome Neuropathie und/oder reduzierte Ghr-Freisetzung vermittelt wird.