Z Gastroenterol 2016; 54 - KV330
DOI: 10.1055/s-0036-1587106

Erregerspektrum, Resistenzanalyse und Risikofaktoren für multiresistente Erreger bei akuter eitriger Cholangitis

S Güse-Jaschuk 1, T Kruis 1, T Adam 2, B Siegmund 1, HJ Epple 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Berlin, Deutschland
  • 2Labor Berlin – Charité Vivantes GmbH, Berlin, Deutschland

Einleitung: Die effektive antibiotische Therapie der eitrigen Cholangitis setzt die Kenntnis des zu erwartenden Erregerspektrums und der lokalen Resistenzlage voraus.

Ziele: i) Erreger- und Resistenzanalyse aus Galleasservaten von Pat. mit Cholangitis; ii) Identifizierung von Risikofaktoren für Infektionen mit multiresistenten Erregern (MRE).

Methodik: Retrospektive Analyse aller positiven Galleasservate von Pat. mit Cholangitis an der Charité im Zeitraum 01/2007 – 07/2015 und deren Korrelation mit klinischen Daten.

Ergebnis: Es wurden 423 Pat. mit positiver Gallenkultur und Cholangitis (70% gesichert, 21% wahrscheinlich gemäß Tokio-Kriterien) identifiziert.

Erregeranalyse: Insgesamt wurden 1070 Erreger isoliert, 69% der Kulturen zeigten polymikrobielles Wachstum. Die häufigsten Erreger waren: Enterococcus spp. 31%, Enterobacteriacae 30%, Streptococcus spp. 7%, Anaerobier 5%, Pseudomonas aeroginosa 2%. 31% der Enteroccus spp.-Isolate waren Aminopenicillin-, 12% Vancomycin-resistent (VRE). Resistenzraten der Enterobacteriacae waren: Aminopenicillin/Betalaktamaseinhibitor (BLI) 53%, Acylureidopenicillin/BLI 33%, Cephalosporin Generation (G) 3A 27%, G 3B 20%, Chinolon 20%, Carbapenem 2%. Nach KRINKO-Kriterien waren 11% der gram-negativen Erreger multiresistent (MRGN).

Patientenfaktoren: 85% der Pat. hatten Erkrankungen der Gallenwege, bei 84% war bereits mindestens eine Gallenwegsintervention vorangegangen. Eine Vorintervention scheint ein Risikofaktor für Infektionen mit MRE zu sein (8,8% vs. 2,9% ohne Vorintervention). Es fand sich zudem eine Häufung von MRGN bei Pat. mit vs. ohne Intensivstationaufenthalt (5,6% vs. 2,8%) sowie bei Todesfällen während des stationären Aufenthaltes (8,4% vs. 3,3% bei Überlebenden).

Weitere Subgruppenanalysen und die statistische Prüfung der Ergebnisse sind ausstehend.

Schlussfolgerungen: Problematisch erscheint die Initialtherapie von Enterococcus spp. als häufigster Erregergruppe. Sie sind resistent gegen die in Leitlinien empfohlenen Cephalosporine und häufig auch gegen andere Betalaktame. Infektionen mit MRGN sind zwar selten, möglicherweise aber mit einem schlechteren Outcome assoziiert. Der kalkulierte Einsatz von Carbapenemen sollte Hochrisikokonstellationen vorbehalten bleiben.