Z Gastroenterol 2016; 54 - KV305
DOI: 10.1055/s-0036-1587081

Spezifische MikroRNA-Profile des hepatozellulären Karzinoms auf dem Boden einer äthyltoxischen Leberzirrhose

P Felgendreff 1, 2, K Kunze 1, C Dietel 1, HM Tautenhahn 1, 2, R Schmuck 3, A Reutzel-Selke 3, N Raschzok 3, IM Sauer 3, MH Morgül 1, 3, M Bartels 1, 4
  • 1Universität Leipzig, Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig, Deutschland
  • 2Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
  • 3Klinik für Allgemein, Viszeral, und Transplantationschirurgie, Charité, Berlin, Deutschland
  • 4Klinik für Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie, HELIOS Park-Klinikum, Leipzig, Deutschland

Einleitung: Die Inzidenz der Leberzirrhose und des hepatozellulären Karzinoms (HCC) stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Aktuell basiert die Indikationsstellung zur Lebertransplantation beim HCC auf den Milan-Kriterien, die aufgrund der unzureichenden Abbildung des individuellen Krankheitsverlaufes kritisch hinterfragt werden. MicroRNA (miRNA) als onkogenetischer Biomarker besitzen ein großes Potenzial diese diagnostische Lücke zu schließen.

Ziel: Die Detektion von miRNA-Profiländerungen in Leberzirrhose und HCC bei äthyltoxischer Genese im Rahmen der Lebertransplantation.

Methoden: An den Transplantationszentren der Universität Leipzig und der Charité Berlin wurden 93 Patienten mit äthyltoxischer Lebererkrankung im Rahmen der Lebertransplantation untersucht. Hierfür erfolgte die Einteilung der Patienten nach histopathologischer Begutachtung in zwei Gruppen. Patienten mit Leberzirrhose ohne HCC (Gruppe A) und mit HCC (Gruppe B). Nach Hepatektomie wurden in Gruppe A eine („Ex“) und in Gruppe B zwei Proben entnommen („T“= Tumor; „sT“= umgebende Leberzirrhose). Die Gewebeproben von 16 Patienten aus Gruppe A und 14 Patienten aus Gruppe B wurden für die miRNA-Analyse mittels miRCURY LNA Array (miRBase 17 und 18) verwendet.

Ergebnisse: Zwischen beiden Gruppen zeigte sich weder bei den Serumparametern noch im Lab-MELD ein statistisch signifikanter Unterschied. Die Array-Analyse zeigte im Vergleich zwischen T- und sT-Gewebe 40 miRNA und in der Untersuchung zwischen T- und Ex-Gewebe weitere 29 miRNA mit einer signifikanten Expressionsdifferenz. Im Ex- und sT-Gewebe zeigten 56 miRNA eine signifikante Expressionsdifferenz, wobei 4 miRNA eine über 50% höhere Expression im Ex-Gewebe aufzeigten als im sT-Gewebe.

Schlussfolgerung: Die Studie konnte erstmals miRNA-Unterschiede im Gewebe bei äthyltoxischer Leberzirrhose mit und ohne HCC aufzeigen. Gerade die 56 miRNA, die eine Expressionsdifferenz zwischen Ex- und sT-Gewebe nachweisen, belegen, dass das HCC als eine Erkrankung der gesamten Leber zu verstehen ist. Somit können die miRNA der Leberzirrhose zur Diagnose des begleitenden HCC verwendet werden. Ob durch die Änderung des miRNA-Profils die maligne Transformation der Leberzirrhose erklärt werden kann, müssen weitere Analysen der miRNA-Zielproteine zeigen.