Z Gastroenterol 2016; 54 - KV300
DOI: 10.1055/s-0036-1587076

Ätiologie, Diagnostik und Therapie von Patienten mit Hepatozellulärem Karzinom (HCC) am Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) von 2008 bis 2012

T Werner 1, B Hinrichs 1, A Moharram-Zadeh 1, J Sauer 1, K Schmidt 1, K Schulze 1, H Ittrich 2, G Adam 2, M Sterneck 1, EG Achilles 3, B Nashan 3, AW Lohse 1, H Wege 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hamburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für Hepatobiliäre Chirurgie und Transplantationschirurgie, Hamburg, Deutschland

Einleitung: Das HCC ist eines der häufigsten Malignome weltweit mit steigender Inzidenz auch in Deutschland.

Ziele: Wir beschreiben unsere klinische Erfahrung in der Diagnostik und Therapie von Patienten mit HCC am UKE.

Methoden: Retrospektiv ausgewertet wurden Patienten, die 2008 bis 2012 mit dem ICD Code C22.0 (HCC) am UKE behandelt wurden. Um möglichst vollständige Überlebensdaten zu erhalten, kontaktierten wir zudem die weiterbehandelnden Arztpraxen. Die Auswertung der Therapieergebnisse erfolgte nur bei Patienten mit der Erstdiagnose im Zeitraum 2008 bis 2012.

Ergebnis: 607 Patienten (M/F 494/113, medianes Alter 67 [23 – 93] Jahre) mit einem HCC wurden im Untersuchungszeitraum am UKE behandelt. Eine Zirrhose hatten 82,5%. Die Ätiologie war wie folgt verteilt (Mehrfachauswahl): Alkohol 44,8%, HCV 25,4%, HBV 16,0%, NASH 6,9%, andere 18,9%, unbekannt 25,4%. Anlass zur Diagnosestellung waren in 34,6% Symptome und nur in 21,8% eine Früherkennungsuntersuchung sowie in 34,6% Zufallsbefunde und unbekannt in 27,7%. In Tabelle 1 sind die Verteilung nach BCLC Stadium und das jeweilige Überleben aufgeführt.

Tab. 1: BCLC Stadium (n = 607) und Überleben (n = 398)

BCLC Stadium

Anteil im Gesamtkollektiv

Medianes Überleben (Monaten)

Mittleres Überleben (Monaten)

A

30,0%

53,0

39,6

B

39,5%

18,5

26,0

C

25,0%

5,0

9,2

D

5,1%

1,0

6,1

In Tabelle 2 wird das Überlegen in Abhängigkeit von einer leitliniengereichten Erstlinientherapie (EASL-EORTC) dargestellt.

Tab. 2: Überleben abhängig von der Erstlinientherapie

BCLC Stadium (n = 398)

Therapie gemäß EASL-EORTC

Anteil (%)

Medianes Überleben bei Therapie nach Leitlinie (Monate)

Medianes Überleben bei Therapie nicht nach Leitlinie (Monate)

B

TACE

63%

16,7

27,1

C

Sorafenib

32%

5,9

3,8

Schlussfolgerung: Mit unter 25% ist die Rate der Patienten, die über eine Früherkennung diagnostiziert wurden, unerwartet niedrig. Aus den USA werden vergleichbar niedrige Raten gemeldet. Die Überlebensdaten zeigen für Patienten im BCLC Stadium B ein besseres Ergebnis bei nicht leitliniengerechter Erstlinientherapie. Dies erklärt sich durch den Einsatz primär kurativer Therapieverfahren (Resektion, Ablation und Lebertransplantation), die im Einzelfall auch bei Patienten im BCLC Stadium B möglich sind. Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutung eines interdisziplinären Tumorboards für die Therapiefestlegung.