Z Gastroenterol 2016; 54 - KV287
DOI: 10.1055/s-0036-1587063

Prognostischer Stellenwert der Mini-Laparoskopie zur Vorhersage der Dekompensation bei chronischen Lebererkrankungen gegenüber der alleinigen Betrachtung der Histologie

J Backhus 1, A Braun 1, T Seufferlein 1, M Dollinger 2, E Zizer 1
  • 1Uniklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • 2Medizinische Klinik I mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Klinikum Landshut, Deutschland

Einleitung: Die Detektion einer fortgeschrittenen chronischen Lebererkrankung (chronic advanced liver disease = cALD) im kompensierten Stadium ist für die betroffenen Patienten prognostisch essentiell, da die Inzidenz der cALD-assoziierten Komplikationen damit signifikant erhöht ist. Nach den aktuellen Baveno-Kriterien ist die Evaluation der prognostischen Parameter für das Auftreten von Komplikationen bei cALD das primäre Ziel.

Ziel: Evaluation des prognostischen Stellenwerts der makroskopischen Beurteilung der Leber im Rahmen der internistischen Laparoskopie bezüglich der Inzidenz von cALD-assoziierten Komplikationen.

Material und Methodik: Zwischen 08/2004 und 12/2011 wurden an unserem Zentrum 1120 Mini-Laparoskopien durchgeführt. Bei 146 Patienten wurde histologisch und/oder laparoskopisch eine cALD im kompensierten Stadium diagnostiziert (94 Patienten mit cHCV, 23 mit AIH, 15 mit PBC, 7 mit PSC und 7 mit Overlap). Nach histologisch-laparoskopischer Evaluation erfolgten regelmäßige klinischen Kontrollen an der Uniklinik Ulm. Die mit einer cALD assoziierten Ereignisse (hydropische Dekompensation, hepatorenales Syndrom, hepatische Encephalopathie > I. Grades, Varizenblutung, Entwicklung von HCC, Leberversagen und Lebertransplantation) wurden erfasst.

Ergebnisse: Bei den 146 eingeschlossenen Patienten wurde in 18 Fällen nur histologisch eine cALD diagnostiziert (Gruppe A), bei 74 Patienten nur laparoskopisch (Gruppe B) und bei 55 Patienten sowohl histologisch als auch laparoskopisch. Im anschließenden Follow-up (bis zu 11 Jahren nach erfolgter Laparoskopie), konnten in der Gruppe A keine, in der Gruppe B 6 und in der Gruppe C 12 Ereignisse dokumentiert werden.

Schlussfolgerung: Analog zu den früheren Arbeiten konnte in unserer Untersuchung die Überlegenheit der gemeinsamen laparoskopischen und der histologischen Evaluation einer cALD gegenüber der histologischen alleine gezeigt werden. Erstmalig können wir jedoch den damit verbundenen prognostischen Nutzen demonstrieren. Somit stellt die makroskopische Evaluation der Leber einen Parameter dar, um die Dekompensationsereignisse von cALD aus dem kompensierten Stadium heraus für bis zu 10 Jahre einer Follow-up-Zeit vorhersagen zu können. Eine prospektive Evaluation dieses Ergebnisses ist geplant.