Z Gastroenterol 2016; 54 - KV276
DOI: 10.1055/s-0036-1587052

γ-Glutamyl-Transferase ist ein unabhängiger Biomarker für splanchnische Thrombosen bei Patienten mit myeloproliferativen Neoplasien

J Görtzen 1, L Hunka 1, M Vonnahme 2, M Praktiknjo 1, A Kaifie 3, R Fimmers 4, C Jansen 1, A Heine 2, J Lehmann 1, J Goethert 5, N Gattermann 6, E Gökkurt 7, U Platzbecker 8, P Brossart 2, C Strassburg 1, T Brummendorf 3, S Koschmieder 3, D Wolf 2, J Trebicka 1
  • 1Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik III, Bonn, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Aachen, Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation, Medizinische Klinik IV, Aachen, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Bonn, Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie, Bonn, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum Essen, Klinik für Hämatologie, Essen, Deutschland
  • 6Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie, Düsseldorf, Deutschland
  • 7Facharztzentrum Eppendorf, Hämatologisch-Onkologische Praxis Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • 8Universitätsklinikum Dresden, Medizinische Klinik I, Fachbereich Hämatologie und Blutstammzelltransplantation, Dresden, Deutschland

Hintergrund: Myeloproliferative Neoplasien (MPN) sind mit einem erhöhten Risiko thrombotischer Ereignisse assoziiert und stellen insbesondere einen bedeutenden Risikofaktor für das Auftreten splanchnischer Thrombosen (SVT) dar. Bei frühzeitiger Antikoagulation können sich solche splanchnischen Thrombosen zurückbilden. Unerkannte SVT dagegen können zu portaler Hypertonie und konsekutiv zu Varizenbildung und Blutungen führen, welche das Risiko einer Antikoagulation erhöhen. Daher ist die frühzeitige Erkennung thrombotischer Ereignisse für MPN-Patienten von bedeutender klinischer Relevanz.

Methoden: In diese retrospektiven Analyse wurden 126 Patienten mit MPN und/oder SVT eingeschlossen, welche sich zwischen 2009 und 2014 in unserer Klinik vorgestellt hatten. 86 Patienten mit MPN bildeten eine Testkohorte, während 40 Patienten mit SVT ohne vorliegende MPN eine Kontrollkohorte bildeten. Das mediane Follow-up betrug 960 Tage. Wir erhoben klinische Untersuchungsdaten und Laborparameter und analysierten diese mittels deskriptiver Statistik, nonparametrischen Tests sowie Kaplan-Meier-Schätzer und logistischen Regressionsanalysen zur Identifizierung potenzieller Biomarker für das Vorliegen splanchnischer Thrombosen und das Gesamtüberleben von MPN-Patienten. Die klinische Relevanz der hiermit identifizierten Marker wurde über eine zweite, unabhängige Testkohorte aus 181 Patienten des SAL-MPN-Registers der Study Alliance of Leukemia evaluiert.

Ergebnisse: 33 MPN-Patienten (38%) in der ersten Testkohorte litten unter splanchnischen Thrombosen. Erhöhte AST-, ALT-, Bilirubin- und γ-GT-Werte waren signifikant mit dem Vorliegen einer splanchnischen Thrombose korreliert. In multivariaten Regressionsanalysen waren erhöhte CRP- und AST-Werte mit dem Gesamtüberleben und erhöhte γ-GT-Werte mit dem Vorliegen von splanchnischen Thrombosen bei MPN-Patienten assoziiert (p < 0.05). Dieses Ergebnis konnte in der zweiten, unabhängigen Testkohorte bestätigt werden.

Fazit: Erhöhte γ-GT-Werte weisen auf das Vorliegen splanchnischer Thrombosen bei MPN-Patienten hin. CRP ist ein unabhängiger Prädiktor für das Gesamtüberleben von MPN-Patienten.