Z Gastroenterol 2016; 54 - KV274
DOI: 10.1055/s-0036-1587050

Hepatopathie bei systemischem Lupus Erythematodes: eine retrospektive Kohortenstudie

D Kübel 1, I Vallbracht 2, W Schepp 1, F Gundling 1, M Tiller 1
  • 1Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und gastroenterologische Onkologie, München, Deutschland
  • 2Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München, Klinik für Rheumatologie, München, Deutschland

Einleitung: Der systemische Lupus erythematodes (SLE) stellt eine klinisch variable Autoimmunerkrankung dar, welche zahlreiche Organsysteme befallen und zu einem heterogenen Krankheitsverlauf führen kann. Während eine Beteiligung von Gelenken, Schleimhäuten und Niere häufig auftritt, ist der Nachweis einer Leberbeteiligung selten.

Ziele: In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden die Häufigkeit von pathologischen Leberenzymprofilen in Bezug auf Krankheitsaktivität und -ausprägung bei 172 Patienten mit SLE untersucht hinsichtlich der Frage, welche Bedeutung pathologische Enzymmuster bei der Beurteilung des SLE im Verlauf und bezüglich der Prognose haben.

Methodik: Die Häufigkeit von erhöhten Leberwerten in der Routinediagnostik und der mögliche Zusammenhang mit der Lupus-Aktivität wurde bei 172 Patienten zwischen 2010 und 2014 an Hand von Patientenakten retrospektiv untersucht. Die Krankheitsaktivität wurde anhand des ECLAM-Scores ermittelt. Zusätzlich wurden Parameter wie Geschlecht, Krankheitsdauer, Organbefall, laufende Medikation sowie der Verlauf der Erkrankung ausgewertet.

Ergebnisse: Erhöhte Leberwerte (ASAT, ALAT, GGT, AP) zeigten sich bei 109 (63,4%) von 172 Patienten. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang (p < 0.001) im ECLAM-Score zwischen fehlender (n = 63, ECLAM = 3,082) und bestehender Leberwerterhöhung (n = 56, ECLAM = 4,143), sowie isolierter Transaminasenerhöhung (n = 28, ECLAM = 4,393), während der Unterschied bei reiner Erhöhung der Cholestaseparameter nicht signifikant war (n = 25, ECLAM = 3,660). Daneben zeigte sich, dass bei Patienten mit Leberwerterhöhung der Zeitpunkt der Erstdiagnose im Mittel länger zurücklag (ohne Leberwerterhöhung: 1,96 Jahre, mit Leberwerterhöhung: 2,35 Jahre; p < 0.001).

Schlussfolgerung: Erhöhte Leberwerte kommen bei Patienten mit SLE häufig vor und sind je nach Konstellation signifikant häufiger mit einer erhöhten Krankheitsaktivität korreliert. Mit der Krankheitsdauer steigt die Wahrscheinlichkeit für erhöhte Leberwerte. Es sollte daher erwogen werden erhöhte Leberwerte stärker in die Beurteilung der Krankheitsaktivität bei SLE einzubeziehen. Leberwertbestimmungen sollten in der klinischen Praxis regelmäßig erfolgen und eine weitere Abklärung nicht verzögert werden, vor allem dann, wenn ein langer Krankheitsverlauf besteht.