Z Gastroenterol 2016; 54 - KV273
DOI: 10.1055/s-0036-1587049

Fall-Kontroll-Studie: Prädiktoren und Folgen der Pfortaderthrombose bei Leberzirrhose

ZZ Chattah 1, UZ Chattah 1, V Mücke 1, M Tischendorf 1, TM Welzel 1, S Zeuzem 1, C Welsch 1, CM Lange 1
  • 1Goethe-Universität Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland

Einleitung und Ziele: Eine häufige Komplikation bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose ist die Pfortaderthrombose (PAT). Die genauen Ursachen ihrer Entstehung sowie die klinischen Konsequenzen, die sich durch die PAT für Patienten mit einer Leberzirrhose ergeben, werden noch kontrovers diskutiert. Die aktuelle Studie wurde mit der Zielsetzung durchgeführt, ein besseres Verständnis für die Prädiktoren der PAT und ihre Folgen bei Patienten mit Leberzirrhose zu erlangen.

Methodik: Wir führten eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie an Patienten mit nicht-maligner PAT und Leberzirrhose (Fallgruppe) im Vergleich zu Patienten mit Leberzirrhose ohne PVT durch (Kontrollgruppe). Die Zuordnung der Kontrollgruppe zur Fallgruppe erfolgte dabei auf Basis des MELD-Scores. Es wurden uni-und multivariable Regressionsanalysen durchgeführt, um Prädiktoren der PAT zu identifizieren und um die Auswirkungen der PAT auf das Überleben und den Verlauf des MELD-Scores innerhalb von 12 Monaten zu charakterisieren.

Ergebnis: In die Studie wurden insgesamt 192 Patienten mit PAT sowie 190 Kontrollpatienten eingeschlossen. Es zeigte sich, dass das Alter (P = 0.003, OR = 1.04, 95% KI = 1.01 – 1.07), das C-reaktive Protein (P < 0.0001, OR = 1.28, 95% KI = 1.12 – 1.43) und die Thrombozytenzahl (P = 0.003, OR = 1.01, 95% KI = 1.01 – 1.01) unabhängig voneinander mit dem Auftreten einer PAT bei Patienten mit Leberzirrhose assoziiert waren. Das Überleben der Patienten nach 12 Monaten war zwischen der Fall- und Kontrollgruppe statistisch nicht unterschiedlich (29% und 24%, P = 0.43). Zudem zeigte sich kein Einfluss der PAT auf die Progression des MELD-Scores innerhalb von 12 Monaten (P = 0.6).

Schlussfolgerung: Die Identifikation der Thrombozytenzahl als Prädiktor der PAT bei Patienten mit Leberzirrhose spricht für einen möglichen Einsatz von Thrombozytenaggregationshemmern zur Prävention der PAT. Allerdings scheint die PAT im Allgemeinen keinen Einfluss auf das Überleben und den Verlauf des MELD-Scores bei Patienten mit Leberzirrhose zu haben.