Z Gastroenterol 2016; 54 - KV253
DOI: 10.1055/s-0036-1587029

Erstbeschreibung der T-Zellantwort gegen das gesamte Genom des Hepatitis E Virus

J Al-Ayoubi 1, PV Suneetha 1, P Behrendt 1, B Bremer 1, MP Manns 1, 2, M Cornberg 1, 2, H Wedemeyer 1, 2, ARM Kraft 1, 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2Deutsches Zentrum für Infektionsforschung, Hannover, Deutschland

Hintergrund: Weltweit ist das Hepatitis E Virus (HEV) der häufigste Auslöser akuter viraler Hepatitiden. Bis vor kurzen war die Hepatitis E vor allem als reiseassoziierte Erkrankung in Deutschland bekannt. In den letzten 10 Jahren ist die Anzahl an gemeldeten akuten HEV Infektionen in Deutschland um das 30fache angestiegen. Dabei handelt es sich vor allem um eine autochthone Infektion mit dem zoonotischen HEV Genotyp (gt) 3, welcher überwiegend durch infiziertes Schweinefleisch übertragen wird.

Zurzeit ist wenig über HEV gt3-spezifische T-Zellantworten bekannt. Bisherige Untersuchungen konzentrierten sich auf Immunantworten gegen das „Open-reading frame“ (ORF) 2, welches das Viruskapsid kodiert. T-Zellantworten gegen das ORF1 wurden bisher nicht untersucht.

Ziel: Unser Ziel war die Identifikation von HEV-spezifischen T-Zellantworten gegen das gesamte HEV gt3 Genom (ORF1 – 3), mit speziellem Fokus auf das ORF1.

Methodik: HEV-spezifische T-Zellantworten wurden in akut, ausgeheilten und chronisch HEV gt3-infizierten Patienten und als Kontrolle in Gesunden (HEV-IgG negativen) mittels Proliferation (CFSE; n = 10/Gruppe) und intrazellulärem Zytokinassay (IFNgamma, TNF und MIP-1beta; n = 5/Gruppe) mithilfe von überlappenden Peptidpoolen untersucht.

Ergebnisse: Erstmals konnten wir HEV-spezifische CD4 und CD8 T-Zellantworten gegen das ORF1, welches nicht strukturelle Proteine des HEV kodiert, nachweisen. Die T-Zell-Immunantwort richtete sich in allen untersuchten Gruppen gleichermaßen gegen das gesamte HEV Genom (ORF1 – 3).

Die stärkste HEV-spezifische T-Zellantwort wurde in akuten (HEV-RNA positiven) Patienten nachgewiesen. In mehr als der Hälfte der Ausgeheilten und chronisch Hepatitis E infizierten Patienten konnten HEV-spezifische T-Zellen nachgewiesen werden, die jedoch eine 3 – 6fach geringere Proliferationskapazität und Zytokinexpression aufzeigten.

Schlussfolgerung: Unsere Untersuchungen legen nahe, dass ORF1-spezifische T-Zellantworten eine wichtige Rolle bei der Eliminierung von HEV innehaben und für die Weiterentwicklung der HEV Vakzine von großem Interesse sein könnte. Des Weiteren wäre es von großer Bedeutung herauszufinden, welche Rolle HEV-spezifische T-Zellen bei der Entstehung von HEV-assoziierten Autoimmunerkrankungen haben.