Z Gastroenterol 2016; 54 - KV251
DOI: 10.1055/s-0036-1587027

Seroprävalenz von Antikörpern/Antigen gegen Hepatitisviren A, B, C, D und E bei Flüchtlingen in Deutschland im Jahr 2015

P Solbach 1, 2, 3, A Jablonka 3, 4, M Wöbse 1, R Raupach 1, MP Manns 1, 3, RE Schmidt 3, 4, M Cornberg 1, 3, H Wedemeyer 1, 3, G Behrens 3, 4, S Hardtke 1, 3
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover, Deutschland
  • 3Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Hannover-Braunschweig, Deutschland
  • 4Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Hannover, Deutschland

Einleitung: Über die Seroprävalenz von Antikörpern gegen Hepatitisviren A-E bei Flüchtlingen, die im Rahmen der aktuellen Flüchtlingskrise nach Deutschland migrieren, ist derzeit wenig bekannt. Ziel Dokumentation der Seroprävalenz von Antikörpern gegen Hepatitis A-E bei Flüchtlingen in Norddeutschland im Jahr 2015.

Methodik: Im Rahmen der Erstuntersuchung erfolgte bei 623 unselektierten Flüchtlingen aller Altersgruppen in einer Einrichtung zwischen August und September 2015 aus Routineproben eine Bestimmung der serologischen Marker für eine Hepatitis A-E Virusinfektion (anti-HAV, HBsAg, anti-HBc, anti-HBs, anti-HCV, anti-HDV und anti-HEV). Darüber hinaus wurden bei HBsAg positiven Patienten die HBV-DNA sowie die Transaminasen ALT und AST bestimmt. Bei anti-HCV und anti-HEV positiven Patienten wurde zusätzlich die Viruslast bestimmt.

Ergebnisse: 77,2% (477) der Flüchtlinge waren Männer. Das mittlere Alter aller Flüchtlinge lag bei 28,1 ± 10,5 Jahren. Die Hauptherkunftsländer waren Syrien, Afghanistan und der Irak. Die Gesamtprävalenz von anti-HAV betrug 91,2% (95%KI 88,7 – 93,5). 3% der Migranten (n = 18; 95%KI 1,8 – 4,5) waren HBsAg positiv, inkl. 8 HBV-DNA- positiver Personen mit einer mittleren Viruslast von 2,13E+07 IU/ml. Bei einem Flüchtling wurden erhöhte Transaminasen mit 144 U/I für die AST und 157,6 U/I für die ALT nachgewiesen. Ein positives anti-HBc konnte bei 15,2% (92/604; 95%KI 12,4 – 18) mit steigender Prävalenz im Alter (p = 0,002) nachgewiesen werden. Bei 1,2% (7/604; 95%KI 0,3 – 2,0) konnte ein positives anti-HCV gemessen werden, davon war ein Flüchtling HCV RNA positiv. Eine HBV/HDV Ko-Infektion wurde bei allen HBsAg-positiven Personen ausgeschlossen, anti-HDV wurde auch nicht bei anti-HBc-positiven Migranten gefunden. Die Prävalenz von Anti-HEV lag bei 20,2% (n = 122/604; 95%KI 17,1 – 23,5). Gebietsbezogen lag hier die Prävalenz zwischen 13,5% in Nordafrika und 45,5% in Subsahara-Afrika. HEV Virämien wurden in Seren von 100 anti-HEV positiven Proben ausgeschlossen.

Schlussfolgerung: Die Prävalenz von HBsAg, anti-HBc und anti-HCV ist im Vergleich zur deutschen Normalbevölkerung leicht erhöht, die Prävalenz von anti-HDV und anti-HEV ist gut vergleichbar mit der deutschen Normalbevölkerung. Ein erhöhtes Infektionsrisiko durch Flüchtlinge besteht nicht.