Z Gastroenterol 2016; 54 - KV244
DOI: 10.1055/s-0036-1587020

Effekte der Leberzirrhose auf den Hepatitis C Virus Replikationszyklus

M Ruckert 1, 2, 3, S Westhaus 1, 2, 3, MP Manns 1, 3, S Ciesek 1, 3, 4, T von Hahn 1, 2, 3
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie,Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Molekularbiologie, Hannover, Deutschland
  • 3Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Hannover-Braunschweig, Deutschland
  • 4Uniklinik Essen, Institut für Virologie, Essen, Deutschland

Einleitung: Weltweit leiden rund 160 Mio. Menschen an einer chronischen Hepatitis C Infektion. Im Verlauf der Erkrankung entwickelt etwa ein Fünftel der Patienten schwerwiegende Komplikationen wie eine Zirrhose oder ein hepatozelluläres Karzinom (HCC). Der zirrhotische Umbau führt zu Veränderungen sowohl im Mikromilieu der Leber als auch im Metabolismus des Gesamtorganismus. Bisher liegen keine Daten bezüglich des Effekts dieser Milieuveränderungen auf den Replikationszyklus des Hepatitis C Virus (HCV) vor.

Ziel: Ziel der Arbeit ist es herauszufinden, ob die metabolischen Veränderungen im Zuge des Fortschreitens der Leberzirrhose Einfluss auf den HCV Replikationszyklus haben.

Methodik: Für die Studie wurden 48 Serumproben von Patienten mit einer Leberzirrhose der Schweregrade Child-Pugh A, B und C sowie von gesunden Kontrollen verwendet. Es wurde untersucht, ob die Zugabe von Serum einen Effekt auf die verschiedenen Stadien des HCV Replikationszyklus in vitro haben. Die Analysen wurden unter Zugabe von 10% humanem Serum durchgeführt. Zum Einsatz kamen mit einem Luziferase-Reportergen ausgestattete lentivirale HCV-Pseudopartikel, HCV Subgenome sowie Volle-Länge-RNA-Genome der Genotypen 1 und 2.

Ergebnis: Im Vergleich zu Seren von gesunden Kontrollen und Individuen mit Child A Zirrhose hatten die Seren von Child B und C Patienten einen signifikanten hemmenden Einfluss sowohl auf die Replikation als auch auf den Zelleintritt des HCV in vitro. Effekte auf die Zellproliferation und/oder die Viabilität der verwendeten Zellen fanden sich nicht, so dass von einer spezifischen Modulation der HCV Replikation auszugehen ist. Parallel wurde untersucht, ob bei Patienten mit chronischer Hepatitis C im Langzeitverlauf eine Reduktion der Viruslast als Ausdruck dieser hemmenden Effekte oder des Verlustes an Hepatozyten zu beobachten ist. Überraschenderweise war dies nicht der Fall. Gegenwärtig wird untersucht, welche Faktoren im Serum von Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose für die Hemmung der HCV Replikation verantwortlich sind.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass im Serum von Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose Faktoren vorhanden sind, die inhibierend auf verschiedene Schritte des HCV Replikationszyklus wirken.