Z Gastroenterol 2016; 54 - KV238
DOI: 10.1055/s-0036-1587014

Prävalenz und klinische Bedeutung von Hepatitis C Virus (HCV) Genotyp 2k/1b Chimären

S Susser 1, J Dietz 1, B Schlevogt 2, M Barak 3, R Daniel 3, V Piazzolla 4, S Passmann 1, H Hinrichsen 5, M Cornberg 2, E Zuckerman 6, A Mangia 4, S Zeuzem 1, C Sarrazin 1
  • 1Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Deutschland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • 3Haifa and Western Galilee Laboratory, Haifa, Israel
  • 4IRCCS Casa Sollievo della Sofferenza Hospital, San Giovanni Rotondo, Italy
  • 5Gastroenterologische Schwerpunkt Praxis, Kiel, Deutschland
  • 6Carmel Medical Center and Rappaport Faculty of Medicine, Haifa, Israel

Einleitung: Die Therapie der HCV Infektion besteht aus verschiedenen Kombinationen direkt antiviraler Medikamente (DAAs)± pegyliertes Interferon-alpha und/oder Ribavirin (R). Der HCV Genotyp (GT) ist der wichtigste Faktor für die Auswahl der optimalen Therapie. Der rekombinante GT2k/1b wird bei routinemäßigen Genotypisierungen nicht erkannt und als GT2 bestimmt, wenn nicht die 5' und 3' Regionen des HCV Genoms analysiert werden. Dies kann zur medikamentösen Unterversorgung führen, da sich die Behandlung von GT2 und GT1 Patienten unterscheidet.

Methodik: Proben von HCV GT2 infizierten Patienten wurden in Deutschland (DE), Israel (IS) und Italien (IT) gesammelt. Von allen Proben wurden die HCV core und NS3 Regionen direkt sequenziert. Um rekombinante Genome zu verifizieren und Mischinfektionen auszuschließen, wurden auch die Bruchstellen sequenziert.

Ergebnis: Es wurden 279 HCV GT2 Proben untersucht (n = 193 DE; n = 44 IS, n = 42 IT) und 43 (15%) Chimären identifiziert. Während in Deutschland (n = 32, 17%) und Israel (n = 11; 25%) häufig Rekombinanten vorkamen, wurden keine Chimären in Italien nachgewiesen. Eine antivirale Therapie mit SOF/R über 12 Wochen erhielten 17/32 Patienten, dabei erlitten 15/17 (88%) Patienten einen Rückfall. Sechs davon wurden re-therapiert mit SOF/Ledipasvir/R (n = 1), SOF/Daclatasvir ± R (n = 2) oder 3D (n = 3) (4/4 mit SVR4). Die übrigen Patienten waren entweder therapie-naiv (n = 11) oder bekamen SOF/Ledipasvir/R (n = 2), SOF/Daclatasvir (n = 1) oder 3D (n = 1). Die meisten dieser Patienten stammen ursprünglich aus Russland (n = 15), gefolgt von Georgien (n = 8), der Ukraine (n = 4) und Aserbaidschan (n = 3). Ebenfalls vertreten waren Kasachstan und Israel (je n = 2) sowie Armenien, Tschetschenien, Rumänien, Griechenland und Deutschland (je n = 1; n = 4 unbekannt). Phylogenetisch bilden alle GT2k/1b Sequenzen ein Cluster.

Schlussfolgerung: Es konnte eine hohe Prävalenz (17 – 25%) an Chimären in Deutschland und Israel identifiziert werden. Der HCV GT2k/1b wird durch Routineassays nicht erkannt und typischerweise als GT2 bestimmt. Die Behandlung mit SOF/R ist ungenügend, was die Rückfallrate von 88% verdeutlicht. Eine (Re-)Therapie mit mindestens zwei DAAs scheint erfolgsversprechend. Alle GT2k/1b Chimären scheinen aus einem Rekombinationsereignis hervorgegangen zu sein.