Z Gastroenterol 2016; 54 - KV235
DOI: 10.1055/s-0036-1587011

Niedrige SVR-Raten bei der Therapie der chronischen Hepatitis C-Virusinfektion vom Genotyp 2 mit Sofosbuvir und Ribavirin unter Real-World-Bedingungen: Deutsches Hepatitis C-Register (DHC-R)

F Tacke 1, R Günther 2, P Buggisch 3, H Klinker 4, A Schober 5, C Johne 6, T Lutz 7, H Pfeiffer-Vornkahl 8, C Niederau 9, M Cornberg 10, C Sarrazin 11 S Mauss 12, Deutsches Hepatitis-CR
  • 1Universitätsklinikum, Aachen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus, Kiel, Deutschland
  • 3ifi-Institut für interdisziplinäre Medizin, Hamburg, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum, Würzburg, Deutschland
  • 5Hepatologische Praxis, Göttingen, Deutschland
  • 6Hepatologische Praxis, Berlin, Deutschland
  • 7Infektiologikum, Frankfurt, Deutschland
  • 8e.factum GmbH, Butzbach, Deutschland
  • 9St. Josef-Hospital, Katholisches Klinikum, Oberhausen, Deutschland
  • 10Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • 11Universitätsklinikum, Frankfurt, Deutschland
  • 12Center for HIV and Hepatogastroenterology, Düsseldorf, Deutschland
  • 13Leberstiftungs-GmbH Deutschland, Hannover, Deutschland

Einleitung/Ziele: Eine Hepatitis C-Virusinfektion vom Genotyp 2 (HCV GT2) gilt allgemein als leicht behandelbar. Die Standardtherapie umfasst eine 12-wöchige Behandlung mit Sofosbuvir u. Ribavirin. Aufgrund geringer Patientenzahlen variieren die Ausheilungsraten verschiedener Studien erheblich. Andere Behandlungsstrategien für HCV GT2 wurden bislang nicht systematisch untersucht.

Methodik: Das DHC-R ist ein prospektives „Real-World“-Register, in dem derzeit ca. 9.300 Patienten mit einer chronischen HCV-Infektion dokumentiert werden. Die Behandlung erfolgt mit zugelassenen Therapien. Die Patientendaten werden über ein Web-basiertes System erfasst, die Qualität wird durch Plausibilitätsanalysen u. Vor-Ort-Monitorings überprüft. In die vorliegende Analyse gingen 5.235 Patienten ein, die bis zu 24 Wochen beobachtet wurden.

Ergebnis: 223 Patienten waren mit HCV GT2 infiziert, 194 begannen eine Therapie. Davon waren 135 (61%) männlich, durchschn. 54,5J. alt, 98% Kaukasier, 139 (72%) therapienaiv, 36 (19%) Leberzirrhose, 17 (9%) Typ 2-Diabetes, 16 (8%) opioidsubstituiert. Baseline HCV-RNA betrug bei 79 (41%) u. 26 (13%) Patienten > 2 Mio. bzw. > 6 Mio. IU/ml. Folgende Therapien wurden dokumentiert: SOF+RBV 12 Wo. n = 146, SOF+RBV > 12 Wo. n = 10, PegIFN+RBV+SOF n = 5, DAC+SOF n = 5, LDV/SOF n = 1. Ein dauerhaftes virologisches Ansprechen (SVR) wurde mit SOF+RBV für 12 Wo. bei 75% (89/119, ITT bzw. 85% (89/104, PP) erzielt. SVR-Raten bestimmter Subgruppen sind in Tab. 1 aufgeführt. Mit anderen Therapien betrug die SVR12-Rate 79% (15/19). 5 Patienten (3%) brachen die Therapie vorzeitig ab, ein Patient hatte Leberzirrhose.

Tab. 1: SVR-Raten von Patienten unter SOF+RBV (12 Wochen)

Charakteristika

Subgruppe

SVR ITT, % (n/gesamt)

Subgruppe

1

2

1

2

Alter < 70 Jahre

Alter ≥70 Jahre

76% (83/109)

60% (6/10)

therapienaiv

therapieerfahren

79% (66/85)

68% (23/34)

keine Zirrrhose

Zirrhose

78% (74/95)

63% (15/24)

HCV-RNA ≤6 Mio. lU/ml

HCV-RNA > 6 Mio. lU/ml

76% (74/98)

78% (14/18)

ohne Opioidsubstitution

mit Opioidsubstitution

74% (81/109)

80% (8/10)

Schlussfolgerung: In dieser großen Kohorte, die für 12 Wo. mit SOF+RBV behandelt wurde, waren die SVR-Raten im Vergleich zu Behandlungsergebnissen aus Phase-3-Studien niedrig. Sogar Patienten mit günstigen Therapie-Voraussetzungen erzielten zum Teil SVR-Raten < 80%. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit neuer Behandlungsstrategien für HCV GT2 Patienten.