Z Gastroenterol 2016; 54 - KV231
DOI: 10.1055/s-0036-1587007

Sicherheit und Wirksamkeit interferonfreier antiviraler Therapien in der Behandlung fortgeschrittener HCV-assoziierter Leberzirrhose: Ergebnisse aus dem Deutschen Hepatitis C-Register (DHC-R)

K Deterding 1, P Buggisch 2, H Klinker 3, KG Simon 4, K Böker 5, E Schott 6, T Zimmermann 7, M Cornberg 1, R Günther 8, H Pfeiffer-Vornkahl 9, C Sarrazin 10, MP Manns 1, D Hüppe 11, H Wedemeyer 1 T Berg 12, Deutsches Hepatitis-CR
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • 2ifi-Institut für interdisziplinäre Medizin, Hamburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum, Würzburg, Deutschland
  • 4Hepatologische Praxis, Leverkusen, Deutschland
  • 5Hepatologische Praxis, Hannover, Deutschland
  • 6Charité Campus Virchow-Klinikum (CVK), Berlin, Deutschland
  • 7Universitätsklinikum, Mainz, Deutschland
  • 8Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus, Kiel, Deutschland
  • 9e.factum GmbH, Butzbach, Deutschland
  • 10Universitätsklinikum, Frankfurt, Deutschland
  • 11Hepatologische Schwerpunktpraxis, Herne, Deutschland
  • 12Universitätsklinikum, Leipzig, Deutschland
  • 13Leberstiftungs-GmbH Deutschland, Hannover, Deutschland

Einleitung/Ziele: Direkt antivirale Substanzen (DAA) verbessern die Wirksamkeit der Behandlung einer chron. Hepatitis C-Virusinfektion (HCV). Phase 3-Studien deuteten auf geringere Ansprechraten bei Patienten mit Leberzirrhose hin. Informationen zur Wirksamkeit von DAA-Therapien bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose sind nur begrenzt verfügbar. Nicht bekannt ist, in welchem Ausmaß interferonfreie Therapien die Leberfunktion dieser Patienten verbessern.

Methodik: Das DHC-R ist ein prospektives „Real-World“-Register, in dem derzeit ca. 9.300 Patienten mit einer chronischen HCV-Infektion dokumentiert werden. Die Behandlung erfolgt mit zugelassenen Therapien. Die Daten werden über ein Web-basiertes System erfasst, die Qualität wird durch Plausibilitätsanalysen u. Vor-Ort-Monitorings überprüft. In die Analyse gingen 5.235 Patienten ein, die bis zu 24 Wochen beobachtet wurden. Eine fortgeschrittene Leberzirrhose wurde über mindestens ein Kriterium definiert: FibroScan > 20kPa, Thrombozytenzahl < 90.000/µl, Albumin < 35 g/l oder Anzeichen einer Leberdekompensation.

Ergebnis: 567 Patienten hatten eine fortgeschrittener Zirrhose (Median MELD-Score 9; Range 6 – 32), für 383 Patienten war ein Follow-up (FU) nach 12 Wochen dokumentiert. Die Mehrheit der Patienten hatten HCV-Genotyp (GT) 1 (n = 442); HCV-GT 2, 3, 4 u. 6 lagen bei 14, 92, 18 bzw. 1 Patienten vor. Ein dauerhaftes virologisches Ansprechen (SVR) wurde insgesamt bei 82,8% erreicht (ITT). Eine DAA-Therapie führte zu SVR-Raten von 86,3, 75,0, 68,5 u. 60,0% für HCV-GT 1 (n = 265), 2 (n = 9), 3 (n = 37) bzw. 4 (n = 6). Albumin, Bilirubin u. Prothrombinzeit verbesserten sich bei der Mehrzahl der Patienten während Therapie und FU. Die Thrombozytenzahl verbesserte sich von 86.000/µl zu Baseline auf 100.000/µl zu FU12 (Median; p < 0,05). Die Kreatininspiegel waren während der Behandlung stabil. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei 8,1% der Patienten auf, 4 Patienten starben aufgrund Zirrhose-assoziierter Komplikationen.

Schlussfolgerung: Eine DAA Therapie führt bei Patienten mit fortgeschrittener Zirrhose zur Verbesserung der Leberfunktion. Es kam ein breites Spektrum individueller Therapieregime zum Einsatz, was eine individualisierte Behandlung von schwierig zu behandelnden Patienten widerspiegelt.