Z Gastroenterol 2016; 54 - KV225
DOI: 10.1055/s-0036-1587001

Interferon-freie Therapie bei Patienten mit chronischer Genotyp 1 Hepatitis C Virusinfektion und angeborenen Gerinnungsstörungen

J Wiegand 1, I Schiefke 2, K Stein 3, T Berg 1, U Kullig 4, K Ende 5
  • 1Universität Leipzig, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • 2Praxis für Gastroenterologie und Hepatologie Johannisplatz, Leipzig, Deutschland
  • 3Universität Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
  • 4Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, 3. Medizinische Klinik, Dresden, Deutschland
  • 5Helios-Klinik Erfurt, 2. Medizinische Klinik, Erfurt, Deutschland

Einleitung: Eine chronische Hepatitis C Virusinfektion beeinflusst die Mortalität bei Patienten mit angeborenen Gerinnungsstörungen, Daten zu Interferon-freien Behandlungen liegen bei diesen Patienten allerdings bisher kaum vor. Es wurden lediglich Ergebnisse von 14 Patienten einer Substudie im Sofosbuvir/Ledipasvir Entwicklungsprogramm publiziert (Stedman, Haemophilia 2015).

Ziele: Rekrutierung einer real-life Multicenter-Kohorte.

Methodik: Patienten mit chronischer HCV Monoinfektion und angeborener Gerinnungsstörung. Die Wahl der Interferon-freien Therapie erfolgte nach zentrumsspezifischer Entscheidung in der jeweils zugelassenen Dosierung.

Ergebnisse: Es wurden 18 kaukasische Patienten rekrutiert: Männer/Frauen n = 17/1, medianer BMI 25 (21 – 31)kg/m2, Hämophilie A/B oder andere Gerinnungsstörung n = 14/3/1, Zirrhose Child A/B n = 4/1, Behandlungs-naïv, vorbehandelt mit Peginterferon/RBV oder Peginterferon/RBV plus Telaprevir oder Boceprevir n = 9/5/4, HCV-Genotyp 1/1a/1b n = 2/2/14, mediane HCV-RNA 1.2 × 106 IU/ml, begleitende Substitutionstherapie für die Gerinnungsstörung n = 6.

Naive Patienten wurden für acht Wochen mit SOF/LDV (n = 3) oder für 12 Wochen mit SOF/LDV (n = 4, inklusive des Child B Patienten), SOF/LDV/RBV (n = 1), oder Paritraprevir/r, Ombitasvir, Dasabuvir (n = 1) behandelt.

Vorbehandelte Patienten ohne Zirrhose erhielten SOF/LDV (n = 3) oder Paritraprevir/r, Ombitasvir, Dasabuvir ± RBV (n = 2) für 12 Wochen.

Vorbehandelte Patienten mit Zirrhose wurden therapiert für 24 Wochen mit SOF/LDV (n = 2) und SOF/Daclatasvir (n = 1), oder für 12 Wochen mit SOF/Simeprevir/1200 mg/d RBV (n = 1). Im letzten Fall wurde RBV nach vier Wochen abgesetzt.

Ein dauerhaftes virologisches Ansprechen (SVR-12) wurde bei 17/18 Patienten (94%) erreicht. Der Patient mit Child B Zirrhose war HCV-RNA negativ zu Therapieende und starb vier Wochen später infolge einer Varizenblutung.

Nebenwirkungen waren bei neun Patienten nicht zu beobachten und lediglich gering oder mäßig ausgeprägt in den übrigen Fällen. Ein Zusammenhang mit den vorliegenden Gerinnungsstörungen wurde nicht beobachtet.

Schlussfolgerung: Patienten mit angeborenen Gerinnungsstörungen und chronischer Genotyp 1 HCV Infektion können unter real-life Bedingungen effektiv und ohne schwerwiegende Nebenwirkungen behandelt werden.