Z Gastroenterol 2016; 54 - KV217
DOI: 10.1055/s-0036-1586993

Dem Verlust des Oberflächenantigens (HBsAg) des Hepatitis-B-Virus (HBV) während antiviraler Behandlung mit Tenofovir Disoproxil Fumarat (TDF) geht eine Änderung der Zusammensetzung des HBsAg voraus

M Großmann 1, T Schott 1, S Böhm 1, D Glebe 2, T Berg 1, F van Bömmel 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • 2Justus-Liebig Universität Gießen, Nationales Referenzzentrum für Hepatitis B und D, Institut für Medizinische Virologie, Gießen, Deutschland

HBsAg besteht aus drei Komponenten: dem großen (L-), dem mittleren (M-) und dem kleinen (S-)HBs, welche in unterschiedlichen Zusammensetzungen sowohl in infektiösen Virionen als auch in nicht-infektiösen subviralen Partikeln vorkommen. Wir haben untersucht, ob die Zusammensetzung des HBsAg und ihre Änderung während einer Behandlung mit TDF mit serologischer Response assoziiert sind.

L-, M- und SHBs wurden mittels ELISA in sequentiell gesammelten Seren von 22 Patienten mit HBeAg-positiver, chronischer HBV-Infektion quantifiziert, welche im Mittel 41 ± 19 (10 – 76) Monate mit TDF therapiert wurden. Sieben Patienten erreichten eine HBeAg-Serokonversion (SK), 5 eine HBsAg-SK und 10 blieben ohne serologisches Ansprechen auf die Therapie (Non-Responder). Inaktive HBsAg-Träger (n = 6) wurden als Kontrollgruppe untersucht.

Zum Therapiestart betrugen die mittleren Anteile von L-, M- und SHBs bei Non-Respondern 5,6%, 3,7% und 90,7%, bei Patienten mit HBeAg-SK 5,8%, 2,0% und 92,2% und Patienten mit HBsAg-SK 4,5%, 3,5% und 92,0% (p = n.s.). HBsAg gesamt war im Mittel mit 4,3 ± 0,4, 3,8 ± 0,8 bzw. 4,3 ± 0,1 log10ng/ml nicht unterschiedlich (p = n.s.). Unter Behandlung mit TDF zeigten sich keine signifikanten Änderungen der HBsAg-Zusammensetzung bei Non-Respondern und Patienten mit HBeAg-SK. Die Patienten, die nach einer mittleren Behandlungsdauer von 16,2 ± 7,9 Monaten eine HBsAg-SK erreichten, zeigten jedoch bereits frühzeitig einen Rückgang des mittleren Anteils von LHBs von Therapiestart (4,5 ± 3,5%) auf 2,8 ± 1,6% nach 3, auf 0,4 ± 0,3% nach 8 und unterhalb der Detektierbarkeit nach 11,3 ± 6,3 Monaten. MHBs konnte bereits im Mittel 4,2 ± 1,9 Monate nach Therapiestart nicht mehr detektiert werden. Die inaktiven Träger wiesen eine mittlere Verteilung von 2,7% L-, 0,9% M- und 96,3% SHBs sowie 3,7 ± 0,6 log10ng/ml HBsAg gesamt auf und änderten diese Verteilung über den beobachteten Zeitraum von 45,8 ± 4,4 Monaten nicht.

Die HBsAg-SK unter Behandlung mit TDF ist mit einer Veränderung der HBsAg-Zusammensetzung assoziiert, welche bereits kurz nach Initiierung der Behandlung nachweisbar ist. Der Wert der HBsAg-Zusammensetzung für die Vorhersage von Therapieresponse muss in einer größeren Patientenkohorte bestätigt und die der HBsAg-SK zugrunde liegenden Mechanismen weiter untersucht werden.