Z Gastroenterol 2016; 54 - KV213
DOI: 10.1055/s-0036-1586989

Polymorphismen im Toll-like-Rezeptor-3-Gen beeinflussen den Verlauf der Hepatitis-B-Virusinfektion

J Fischer 1, E Koukoulioti 1, S Böhm 1, E Schott 2, B Fülöp 1, R Heyne 3, T Berg 1, F van Bömmel 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Charité, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
  • 3Leberzentrum Checkpoint, Berlin, Deutschland

Einleitung: Die spontane Ausheilung der HBV-Infektion, der Übergang in ein asymptomatisches Stadium und der HBs-Antigen-(HBsAg)-Verlust im natürlichen und therapieabhängigen Verlauf treten häufig bei HBeAg-positiven Patienten auf und werden wahrscheinlich durch Faktoren des angeborenen Immunsystems beeinflusst. Mehre Studien belegen die essentielle Bedeutung des Toll-like-Rezeptor-3-(TLR3)-vermittelten Signalwegs. Veränderungen im TLR3-Gen können die Effizienz der Signaltransduktion beeinflussen. Deshalb haben wir die Prävalenz der Genotypen der TLR3-Polymorphismen (SNPs) an den Positionen c.-976T/A und c.1234G/A und die Assoziation der Varianten mit dem natürlichen und therapieabhängigen Verlauf der HBV-Infektion untersucht.

Methoden: Es wurden 476 kaukasische Patienten mit chronischer Hepatitis B (CHB) und 194 Personen mit spontaner HBs-Antigen-Serokonversion (SC) mit anti-HBs- und anti-HBc-Positivität ohne frühere Vakzinierung genotypisiert. In der CHB-Gruppe befanden sich 40% inaktive Träger und 23% HBeAg-positive Patienten. Die TLR3-SNPs wurden mittels Polymerasenkettenreaktion und Schmelzkurvenanalyse erfasst.

Ergebnisse: Die Patienten mit SC waren signifikant älter als jene mit CHB (p < 0,001). Es kamen signifikant weniger A-Allele von TLR3 c.-976T/A und c.1234G/A in der SC-Gruppe (SC vs. CHB; c.-976A: 55% vs. 67%, p = 0,003; c.1234A: 44% vs. 60%, p = 0,0002). In der multivariaten Regressionsanalyse waren die A-Alle beider SNPs mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit der spontanen SC assoziiert (c.-976A: OR = 0,60 [95% CI: 0,41 – 0,88] p = 0,01; c.1234A: OR = 0.56 [95% CI: 0,38 – 0,83] p = 0,004). Bei inaktiven Trägern wurden ebenfalls weniger A-Allele von c.1234G/A detektiert (inaktiv vs. hochvirämisch: 57% vs. 70% p = 0,002). In der CHB-Gruppe war der AA-Genotyp von c.-976 mit der HBe-Antigen-Positivität assoziiert (OR = 0,41 [95% CI: 0,20 – 0,84] p = 0,015).

Schlussfolgerung: Die Polymorphismen c.-976T/A und c.1234G/A im TLR3-Gen sind sowohl mit der spontanen HBs-Antigen-Serokonversion, mit dem inaktiven Trägerstatus als auch mit HBe-Antigen-Positivität bei Patienten mit chronischer Hepatitis B assoziiert. Der Einfluss dieser Varianten des angeborenen Immunsystems auf die Progredienz der CHB muss in größeren Kohorten und in funktionellen Analysen weiter untersucht werden.