Z Gastroenterol 2016; 54 - KV210
DOI: 10.1055/s-0036-1586986

Untersuchung des Langzeitverlaufs von Patienten mit HBeAg-negativer chronischer Hepatitis B (HBV)-Infektion unter antiviraler Therapie

V Knop 1, T Welzel 1, C Schreiber 1, U Hubrich 1, K Sprinzl 1, B Kronenberger 1, 2, S Zeuzem 1, C Sarrazin 1
  • 1Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt/Main, Deutschland
  • 2Herz-Jesu-Krankenhaus, Fulda, Deutschland

Die hoch-replikative HBeAg-negative chronische Hepatitis B (HBV)-Infektion geht häufig einher mit einer Progression zur Leberzirrhose und entsprechenden Komplikationen. Der Langzeitverlauf europäischer Patienten mit HBeAg-negativer HBV-Infektion unter antiviraler Therapie ist nicht gut untersucht.

In der folgenden Studie wurden wirtsspezifische Parameter zur Vorhersage wesentlicher Endpunkte wie Entwicklung einer Zirrhose/eines HCC sowie HBsAg Verlust/Serokonversion untersucht.

161 Patienten (hauptsächlich infiziert mit HBV-Genotypen A und D) mit HBeAg-negativer HBV-Infektion, welche in der Hochschulambulanz unseres Klinikums zwischen 2005 und 2014 betreut wurden (mittlere Beobachtungszeit 4.2 Jahre), wurden retrospektiv analysiert. Bei Erstvorstellung wiesen 25/161 (16%) klinische Zeichen einer Zirrhose auf, 8/25 hatten Nachweis von Aszites. 160 Patienten wurden mit Nukleot(s)idanaloga behandelt, 1 Patient erhielt PegIFN alpha.

Insgesamt verloren 7/161 Patienten (4%) ihr HBsAg innerhalb von 10 Jahren, und 4/7 erzielten eine HBsAg Serokonversion. Es zeigte sich eine signifikante Assoziation zwischen kaukasischer Rasse und HBsAg Verlust/Serokonversion (p = 0.009 und p = 0.015). 25/161 (16%) hatten am Ende der Beobachtungszeit eine Leberzirrhose (kein Patient zeigte eine Zirrhoseregression), und 10/161 (6%) wiesen Dekompensationszeichen mit Aszites auf. Patienten mit Zirrhose und/oder Aszites waren signifikant älter (p < 0.0001 und p = 0.001) und berichteten, regelmäßig Alkohol (> 40 g/Tag zu konsumieren (p = 0.003 und p = 0.001). 10/161 (6%) entwickelten ein HCC während der Beobachtungszeit. Höheres Alter (p < 0.0001), höherer BMI (p = 0.004) und regelmäßiger Alkoholkonsum (> 40 g/Tag) (p = 0.007) waren Prädiktoren für eine HCC Entwicklung. Geschlecht, HBV-Transmissionsmodus und Rauchen waren nicht mit dem Krankheitsverlauf assoziiert.

Höheres Alter und regelmäßiger Alkoholkonsum waren wesentliche Risikofaktoren für die Progression zur Leberzirrhose und entsprechenden Komplikationen in einer europäischen Kohorte mit HBeAg-negativer HBV-Infektion unter antiviraler Therapie. HBsAg Verlust- und Serokonversionsraten waren niedrig und wurden häufiger bei kaukasischen Patienten beobachtet.