Z Gastroenterol 2016; 54 - KV207
DOI: 10.1055/s-0036-1586983

Azathioprin erhöht nicht das Risiko des Cholangiokarzinoms bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis

R Zenouzi 1, TJ Weismüller 2, KK Jørgensen 3, 4, M Bubenheim 5, H Lenzen 6, P Hübener 1, K Schulze 1, C Weiler-Normann 1, M Sebode 1, H Ehlken 1, N Pannicke 1, J Hartl 1, M Peiseler 1, S Hübener 1, TH Karlsen 3, KM Boberg 3, 7, 8, MP Manns 6, AW Lohse 1, C Schramm 1
  • 1I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • 2Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum, Bonn, Deutschland
  • 3Norwegian PSC Research Center, Dept. of Transplantation Medicine, Division of Cancer Medicine, Surgery and Transplantation, Oslo University Hospital, Rikshospitalet, Oslo, Norway
  • 4Dept. of Gastroenterology, Akershus University Hospital, Lørenskog, Norway
  • 5Rouen University Hospital-Charles Nicolle, Biostatistics Dept., Rouen, France
  • 6Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • 7Section for Gastroenterology, Dept. of Transplantation Medicine, Division of Cancer Medicine, Surgery and Transplantation, Oslo University Hospital, Rikshospitalet, Oslo, Norway
  • 8Institute of Clinical Medicine, University of Oslo, Oslo, Norway

Einleitung: Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine chronische, destruierende Gallengangserkrankung, die mit einem deutlich erhöhten Risiko für das Cholangiokarzinom (CCA) einhergeht. Bei vielen PSC Patienten findet sich eine zusätzliche chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) und/oder eine autoimmune Hepatitis (AIH) Komponente, so dass häufig eine immunmodulatorische Therapie mit dem Purinanalogon Azathioprin erforderlich ist. Während Azathioprin im Allgemeinen mit einem erhöhten Malignitätsrisiko assoziiert wurde, ist der Effekt der Substanz auf das CCA Risiko bei der PSC unklar.

Ziele: Das Ziel der Studie war es, den Einfluss von Azathioprin auf das CCA Risiko bei der PSC zu evaluieren.

Methodik: Daten von 638 Patienten (70% männlich; Beobachtungszeitraum 5900 Patientenjahre) mit gesicherter PSC aus 3 verschiedenen Zentren der tertiären Gesundheitsversorgung in Deutschland und Norwegen wurden in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Eine relevante Azathioprintherapie war definiert, wenn die Therapie über mindestens 90 Tage durchgeführt wurde. Die Risikoanalyse erfolgte mithilfe der Cox Regression unter der Berücksichtigung konkurrierender Endpunkte.

Ergebnis: Wir identifizierten 91 Patienten (14%), die mit Azathioprin therapiert wurden. Während die Rate des CCA bei diesen Patienten bei 3.3% lag, betrug sie bei Patienten ohne Azathioprintherapie 6.8%. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant (HR 0.96; 95% CI 0.29 – 3.13; p = 0.94). Der einzige Faktor, der mit einem erhöhten CCA Risiko assoziiert war, war ein Patientenalter > 35 Jahre bei PSC Diagnose (HR 3.87; 95% CI 1.96 – 7.67; p < 0.01). Faktoren wie Geschlecht, eine zusätzliche CED oder AIH hingegen hatten keinen Einfluss auf das CCA Risiko. In der Gesamtkohorte betrug die kumulative 10- bzw. 15-Jahres CCA Inzidenz 4.6 bzw. 7.7%.

Schlussfolgerung: Basierend auf dieser großen, multizentrischen Studie zeigte Azathioprin keinen signifikanten Einfluss auf das CCA Risiko bei der PSC. Patienten mit einer PSC und zusätzlicher CED und/oder AIH sollte Azathioprin daher nicht vorenthalten werden.