Z Gastroenterol 2016; 54 - KV203
DOI: 10.1055/s-0036-1586979

Einsatz von Kassendatenanalysen zur Darstellung von Leitlinientreue in der Versorgung der primären biliären Zirrhose (PBC)

S Guthoff-Hagen 1
  • 1sgh consulting, Hamburg, Deutschland

Einleitung: Eine der großen Herausforderungen ist die Implementation von Leitlinien in die Regelversorgung. Für Versorgungsprojekte ist es wichtig, den jeweiligen Durchdringungsgrad zu erkennen. Etablierte Methoden hierzu stehen jedoch kaum zur Verfügung.

Ziele: Bei der Bewertung des Abweichungsgrads von Leitlinien und realer Versorgung könnte die prozessorientierte Auswertung von GKV-Daten nutzen. Am Beispiel der PBC soll diese Hypothese diskutiert werden.

Methodik: Aus den Versichertendaten von mehreren gesetzlichen Krankenkassen mit ca. 4,8 Mio. Versicherten wurden Daten von 1098 Patienten ausgewertet (0,023%), bei denen die gesicherte Diagnose PBC vorlag (2010 – 2013). Entsprechend den Leitlinien wurde für ausgewählte Prozessparameter, z.B. Medikation und Labor, ein Soll-Standard gesetzt und in den Leistungsdaten nachvollzogen. Medikation wurde durch ATC-Code/PZN dargestellt, die Abdeckung der diagnostischen Regelprozeduren wurde anhand der EBM-Positionen ausgewertet.

Ergebnis: Nach Auswertung der Verordnungen werden 84,5% der Patienten mit der Standardtherapie (UDCA) behandelt. Bei 5% der Gesamtgruppe blieb es bei einer Verordnung. 10% brachen nach maximal zwei Verordnungen die Therapie ab. Bereinigt um Randbereiche des Betrachtungszeitraumes verblieben noch 7,4% mit Therapieabbruch. Die in Leitlinien empfohlenen Kontrollen relevanter Laborparameter erfolgten im Gruppendurchschnitt jeweils knapp 2x/Jahr, zeigten jedoch eine stark divergierende Verteilung: So blieben z.B. 25,8% der Patienten unterjährig ohne AP-Kontrolle, die spezifische AMA-Testung konnte für 9,9% unterjährig nachgewiesen werden, bei 1,6% wiederholt.

Schlussfolgerung: Zwar sind Analysen an GKV-Daten durch den Erhebungszweck in ihrer Aussagekraft limitiert, dennoch sind sie gerade für den Bereich der seltenen Erkrankungen eine wichtige Erkenntnisquelle. Relevante Aussagen über Therapieansätze in der Praxis sowie die Verlaufsbeobachtung sind möglich. Damit wird eine wichtige Basis zur Feststellung von Versorgungslage und ggf. -defiziten geschaffen. Bei der PBC besteht Handlungsbedarf beim Labormonitoring und der Therapiekontinuität.