Z Gastroenterol 2016; 54 - KV202
DOI: 10.1055/s-0036-1586978

Relevante histologische Entzündungsaktivität trotz fehlendem biochemischen Hinweis für eine autoimmune Hepatitis Komponente bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis

R Zenouzi 1, L Tharun 2, C Weiler-Normann 1, M Sebode 1, H Ehlken 1, J Hartl 1, M Peiseler 1, N Pannicke 1, S Hübener 1, A Quaas 2, AW Lohse 1, C Schramm 1
  • 1I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • 2Institut für Pathologie, Universtität zu Köln, Köln, Deutschland

Einleitung: Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine autoimmune Lebererkrankung der intra-/extrahepatischen Gallenwege. Bei bis zu 10% aller PSC Patienten findet sich eine zusätzliche autoimmune Hepatitis (AIH) Komponente, deren Nachweis eine Leberbiopsie erfordert. Die laborchemischen Parameter, die auf eine histologische Entzündungsaktivität hinweisen, sind bei der PSC allerdings schlecht definiert. Ungeachtet dessen empfiehlt die internationale AIH Studiengruppe (IAIHSG) eine Leberhistologie bei Erhöhung der Alanin-Aminotransferase (ALT) oder des Immunglobulin G (IgG)-Spiegels auf das mindestens 5- bzw. 2-fache der oberen Normgrenze.

Ziele: Das Ziel der Studie war es, laborchemische Parameter zu definieren, die bei PSC Patienten auf eine histologische Entzündungsaktivität hinweisen.

Methodik: Leberbiopsien von insgesamt 121 Patienten mit gesicherter PSC eines Zentrums der tertiären Gesundheitsversorgung wurden bzgl. Entzündung (modifizierter histologischer Aktivitätsindex, mHAI) und Fibrose (nach Ishak) untersucht. Eingeschlossen in die Korrelationsanalyse mit laborchemischen Parametern wurden Patienten ohne Immunsuppression und bei einem zeitlichen Abstand zwischen Biopsie und Blutentnahme < 180 Tage (Median: 37 Tage). Statistische Auswertung: nach Spearman/Mann-Whitney.

Ergebnis: 71 Leberbiopsien (medianer mHAI = 1/18, Fibrosegrad = 2/6) von 69 Patienten (65% männl.) erfüllten o.g. Einschlusskriterien. Die stärkste Korrelation mit dem mHAI zeigten Gammaglobuline (r = 0.42, p < 0.01) und der IgG-Spiegel (r = 0.35, p < 0.01). Die ALT korrelierte nur schwach mit dem mHAI (r = 0.26, p < 0.05). Patienten mit einem mHAI > 3/18 (n = 9) zeigten im Vgl. zu den übrigen Patienten signifikant höhere Gammaglobuline (30.6 vs. 17.8%, p = 0.02), eine Tendenz zu höheren IgG- und vergleichbare ALT-Spiegel, erfüllten aber nur zu 44% o.g. Kriterien der IAIHSG. In der Gesamtkohorte zeigte sich eine positive Korrelation zwischen mHAI und Fibrosegrad (r = 0.39, p < 0.01).

Schlussfolgerung: Bei PSC Patienten weisen v.a. erhöhte Gammaglobuline und IgG-Spiegel auf eine histologische Entzündungsaktivität hin. Eine Leberbiopsie zum Nachweis dieser Fibrose-assoziierten Komponente scheint bereits unterhalb der von der IAIHSG vorgeschlagenen Grenzwerte sinnvoll.