Z Gastroenterol 2016; 54 - KV166
DOI: 10.1055/s-0036-1586942

Miliartuberkulose des Peritoneums. Eine seltene Differentialdiagnose eines akuten Abdomens in Deutschland

J Doerner 1, 2, D Gödde 3, D Varga-Szabó 1, H Zirngibl 1, PC Ambe 1
  • 1HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal – Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Chirurgie II, Wuppertal, Wuppertal, Deutschland
  • 2Universität Witten/Herdecke, Institut für Virologie und Medizinische Mikrobiologie, Witten, Deutschland
  • 3HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal – Universität Witten/Herdecke, Institut für Pathologie und Molekularpathologie, Wuppertal, Deutschland

Einleitung: Tuberkulose (Tbc) ist weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten mit einer hohen Mortalität. Obwohl die Tbc eine primäre Lungeninfektion darstellt, sind extrapulmonale Infektionen, sog. miliäre Tbc keine Seltenheit. Eine miliäre Tbc des Peritoneums stellt jedoch in Deutschland eine Rarität dar.

Ziele: Der Fall eines Asylbewerbers aus Niger, der wegen eines akuten Abdomens mit Verdacht auf akute Appendizitis notfallmäßig laparoskopiert wurde, wird vorgestellt.

Material: Ein 20-jähriger Asylbewerber aus Niger stellte sich mit dem Bild eines akuten Abdomens vor. Bei dem Patienten war 8 Monate zuvor nach einer Röntgenuntersuchung des Thorax in Italien eine Tbc-Therapie begonnen worden, diese hat der Patient nach Übersiedlung nach Deutschland abgebrochen. Zwei Wochen zuvor hatte er über intermittierende Bauchkrämpfe geklagt welche mit Pantozol behandelt wurden. Bei der Untersuchung zeigte sich ein heftigster Druckschmerz im rechten Unterbauch mit Abwehrspannung und Peritonismus. Sonografisch fand sich reichlich freie intraabdominelle Flüssigkeit. Die Laborchemie zeigte stark erhöhte Entzündungsparameter.

Ergebnisse: In der Notfall-Laparoskopie zeigten sich reichlich trübe Flüssigkeit in allen Quadranten und weißliche kontaktvulnerable Beläge auf dem gesamten Peritoneum. Es wurden Proben aus allen Quadranten entnommen und nach Lavage eine Drainage platziert. Die Histologie ergab Epitheloidzellgranulome und mehrkernige Riesenzellen. Die Diagnose wurde mittels PCR-Nachweis von Mycobacterium tuberculosis complex und Elispot bestätigt. Der postoperative Verlauf war unauffällig. Der Patient wurde bis zum Drainagezug am 3. postoperativen Tag isoliert und eine Quadrupeltherapie initiiert.

Diskussion: Die intraabdominelle Tbc ist eine seltene Differentialdiagnose bei akutem Abdomen. An diese ist insbesondere bei Herkunft aus einem Hochprävalenzland zu denken. Bei offener Wunde oder Drainage sollte die Behandlung als offene Tbc mit Isolation erfolgen. Aufgrund der hohen Mortalität der miliären Tbc ist eine medikamentöse Therapie sofort einzuleiten. Jede behandlungsbedürftige Tbc muss dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden.

Schlussfolgerung: Die abdominelle Tbc ist schwer zu diagnostizieren und kann erst im Rahmen eines akuten Abdomens imponieren.