Z Gastroenterol 2016; 54 - KV161
DOI: 10.1055/s-0036-1586937

Gastrointestinal vermittelte Allergie (GMA) des Ileums als Trigger spondylarthropathischer Gelenkschmerzen

M Raithel 1, S Finzel 2, F Vitali 3, R Rieker 4, K Kluger 1, A Braun 1, J Kressel 3, M Neurath 3, H Baenkler 5
  • 1Waldkrankenhaus St. Marien gGmbH, Medizinische Klinik II, Erlangen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Innere Medizin Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg, Deutschland
  • 3Uniklinik Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Deutschland
  • 4Pathologie, Erlangen, Deutschland
  • 5Uniklinik Erlangen, Medizinische Klinik III, Erlangen, Deutschland

Gastrointestinal vermittelte Nahrungsmittelallergien (GMA) können zu verschiedenen intestinalen und extraintestinalen Symptomen führen, in seltenen Fällen auch zu nicht-erosiven Oligoarthritiden.

In diesem Fallbericht wird eine 56-jährige Patientin vorgestellt, bei der eine seronegative Spondyloarthropathie und wechselnde Arthritiden bekannt waren. Die Pat. hatte einen Zusammenhang zwischen Nahrungsmittel (NM) und Exazerbation der Arthritis bei Heilfasten festgestellt.

Blutuntersuchungen wie CRP, Eos, Histamin, Serum-ECP, Tryptase, TNF, Gesamt- und NM-spezifisches IgE waren unspezifisch.

Die immunologische Analyse im Darm zeigte plasmazelluläre Infiltrate und intestinale Eosinophile im terminalen Ileum, dies bestätigte den Verdacht einer allergischen Enteritis. Bei der endoskopisch gesteuerten segmentalen Darmlavage konnten NM-spezifische IgE-Antikörper (signifikante Erhöhung > 0,35kU/mg Eiweiß) gegen Weizen, Roggen, Eier, Soja, Schwein, Rind und Nüsse im terminalen Ileum festgestellt werden, während diese immunologischen Parameter im Colon unauffällig waren.

Nach zweimaliger Provokation mit Weizen-, Roggenmehl und Schweinefleisch ist jeweils innerhalb von 48 Stunden ein arthritischer Schub und eine milde Reizdarmsymptomatik aufgetreten. So wurde eine seronegative, lokale IgE-vermittelte GMA (lokaler Typ I) diagnostiziert.

Eine anschließende Eliminationsdiät dieser IgE-positiven Allergene führte zur langfristigen Verbesserung ihrer Arthritis und der Spondylarthropathie. Dieser Fall zeigt eine Assoziation von Reizdarmysmptomatik mit Gelenkbeschwerden nach NM-Aufnahme und durch Provokation könnten die im Ileum festgestellten IgE-Antikörpertiter als kausal wirksam identifiziert werden.

Daher sollen seronegative rheumathoide Arthritis und seronegative Spondyloarthropathien ohne hohe systemische Entzündungsaktivität in Bezug auf NM-abhängige Beschwerden kritisch überprüft werden bevor eine Behandlung mit Immunsuppressiva begonnen wird.

Bei einigen Patienten kann durch die Erkennung von NM-spezifischem IgE im Darm eine versteckte lokale GMA aufgedeckt werden.