Z Gastroenterol 2016; 54 - KV155
DOI: 10.1055/s-0036-1586931

Drug Interaction Stewardship (DIS) – Potenziale des klinisch-pharmakologischen Counselings im Rahmen des multimodalen Patientenmanagements

U Lodes 1, U Tröger 2, D Jacob 1, F Meyer 1
  • 1Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Magdeburg, Institut für Klinische Pharmakologie, Magdeburg, Deutschland

Einleitung: DIS bedeutet klinisch-pharmakologisches Counseling in Anlehnung an die guten Erfahrungen mit dem „Antibiotic Stewardship“ (ABS) beim multimodalen Patientenmanagement.

Ziel: Darstellung eines interdisziplinären Vorgehens im klinischen Alltag zur Optimierung der Vielfachmedikation von Patienten vor indizierten Operationen oder Interventionen, im peri- und postoperativen Setting plus Intensivtherapie.

Methode: Konzeptpräsentation, basierend auf klinischer Praxis und selektiven Referenzen der Literatur.

Ergebnisse (inhaltliche Eckpunkte): DIS (geschützter Begriff) beinhaltet die bewusste und aktive Reflexion von Pharmakokinetik/Pharmakodynamik (PK/PD) sowie möglicher Medikamenteninteraktion, Organfunktionen im Zusammenhang mit der Medikation, Metabolisierung, Wirkung und Exkretion bis zu Dosisanpassung, auch bei akuter/chronischer Organdysfunktion sowie Beurteilung nachteiliger Medikamentenkombination bei:

  • Intensivpatienten,

  • positiver/negativer Medikamentenpotenzierung,

  • potenzieller Organschädigung,

  • erschwertem „Drug monitoring“,

  • Beeinflussung durch Organersatzverfahren,

  • kritischen Patientenverläufen,

  • unzureichendem Kenntnisstand des ärztlichen Personals,

  • eruiertem Mitbetreuungsbedarf durch Klinische Pharmakologie,

  • Verbindung von DIS und ABS.

Diskussion: Potenziale des DIS als komplementärer Teil eines komplexen Therapiekonzepts (neben Schock- und Sepsistherapie, Organersatzverfahren, Schmerzmedikation, Antibiotikagabe, Infusionsmanagement, Blutkomponentensubstitution, Physiotherapie u.a. als Basiselemente versus den Haupttherapieausrichtungen Operation, Radiatio, Chemotherapie, konservativ/„Watchful waiting“) liegen in der unentbehrlichen Einbeziehung der Fachkompetenz des klinischen Pharmakologen!

Das DIS führt zu einer Sensibilisierung des medizinischen Personals, insbesondere der ärztlichen Therapeuten sowohl für die singuläre Medikamentenwirkung einschließlich pharmakokinetischer und -dynamischer (PK/PD) Aspekte als auch hinsichtlich "Drug-Interaction"-Effekten bei der häufig vorkommenden Multimedikation von stationären und insbesondere Intensivpatienten.