Z Gastroenterol 2016; 54 - KV136
DOI: 10.1055/s-0036-1586912

Die intraoperative Fluoreszenz-Angiografie mit Indocyaningrün bei der Nierentransplantation: Dosisfindung und erste Erfahrungen

A Gerken 1, U Rother 2, W Lang 2, K Nowak 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Erlangen, Gefäßchirurgische Abteilung, Erlangen, Deutschland

Die suffiziente Perfusion des Transplantats bei der Nierentransplantation ist entscheidend für die Transplantatfunktion. Neben der visuellen Einschätzung des Gewebes durch den Operateur, sind insbesondere die Dopplersonografie und die Messung der Hämoglobin-Oxygenierung (O2C) als objektivere Methoden etabliert. Die videogestützte Fluoreszenz-Angiografie mit Indocyaningrün (ICG) ist eine weitere bildgebende Methode, die eine objektive Evaluation der Mikroperfusion ermöglicht.

Ziel der vorliegenden multizentrischen Studie ist es aus retrospektiven Daten ein standardisiertes Protokoll für eine mögliche routinemäßige Anwendung der ICG Fluoreszenz bei der Nierentransplantation zu entwerfen. Insbesondere soll eine geeignete ICG Dosis gefunden werden, die eine wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse in der Zukunft ermöglicht.

Für die ICG Fluoreszenz-Angiografie wurde das SPY-Elite System der Firma Novadaq verwendet. Eingestellt wurde eine Messdauer von 138 s bei fixed baseline im vascular mode. Die An- und Abflutung der Fluoreszenzintensität wurden in Form einer Kurve dargestellt. Die Steigungen der Kurven werden als Ingress- bzw. Egressrate angezeigt. ICG wurde 5 Minuten nach Freigabe des Blutstroms systemisch in Dosen zwischen 15 und 1,25 mg verabreicht. Die vom System berechneten Kurven wurden auf deren Auswertbarkeit überprüft. Die Auswertungen erfolgten mit der integrierten Software SpyQ in unterschiedlichen Modi.

Zwischen Mai 2015 und März 2016 wurden insgesamt 38 postmortale und Lebendnierenspenden der beiden Zentren Mannheim und Erlangen eingeschlossen. Bei Dosen über 0,02 mg ICG/kg KG wurden die Ingress und Egressraten aufgrund der Übersteigerung der Sensibilität der Kamera fehlberechnet. Die beste Auswertbarkeit zeigte sich im baseline stats modus unter Auswahl von regions of interests.

Die intraoperative ICG Fluoreszenz-Angiografie bei der Nierentransplantation ermöglicht die objektive Beurteilung der Mikroperfusion des Transplantats und dient somit der intraoperativen Qualitätskontrolle. Um die Intensitätskurven adäquat auswerten zu können, wird eine Dosis von 0,02 mg ICG/kg KG empfohlen. Weitere Studien sind notwendig, um die Aussagekraft der intraoperativ erhobenen Parameter auf die Transplantatfunktion im Langzeitverlauf zu untersuchen.