Z Gastroenterol 2016; 54 - KV128
DOI: 10.1055/s-0036-1586904

Ist das räumliche Vorstellungsvermögen ein geeignetes Kriterium für die Auswahl von chirurgischem Nachwuchs?

J Broschewitz 1, G Sommer 1, HM Hau 1, S Huppert 1, G Kaup 1, I Gockel 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig, Deutschland

Einleitung: Ein Training am Virtual-Reality Simulator (VR-Simulator) kann Fertigkeiten verbessern, welche einen direkten Einfluss auf die chirurgische Performance haben. Als Prädiktor für eine spätere Eignung zum Chirurgen wurde u.a. das räumliche Vorstellungsvermögen evaluiert. Bei inkonsistenten Ergebnissen bestehen allerdings Zweifel an dessen klinischer Bedeutung.

Ziele: Ziel der Untersuchung war es, das räumliche Vorstellungsvermögen im Verlauf eines Trainings zu analysieren und die Auswirkung auf die Fähigkeit zur Absolvierung von verschiedenen Übungen am VR-Simulator zu ermitteln. Hiermit sollte die Nutzung als Auswahlkriterium für chirurgische Aspiranten geprüft werden.

Methodik: Zur Teilnahme an der Studie wurden insgesamt 60 Medizinstudierende rekrutiert. 30 Medizinstudierende nahmen an einem zweiwöchigen Training am VR-Simulator teil. Die Übungen wurden am LapX-Hybrid/VR® der Firma Epona Medical B.V.® und am LapSim® der Firma surgical-science® über insgesamt 20 Stunden durchgeführt. Die Performance wurde anhand repräsentativer Teilübungen evaluiert. Bei allen Teilnehmern wurde zu Beginn und Ende das räumliche Vorstellungsvermögen mit dem validierten Schlauchfiguren-Test ermittelt.

Ergebnis: Bei demografischer Gruppengleichheit zeigte die Trainingsgruppe ein signifikant (P = 0,0001) verbessertes räumliches Vorstellungsvermögen im Vergleich zur Kontrollgruppe. In der Subgruppenanalyse der Trainingsgruppe zeigte sich, dass die Gruppe mit niedrigem räumlichen Vorstellungsvermögen (unterhalb des Medians) sich im Gegensatz zur Gruppe mit hohem räumlichen Vorstellungsvermögen (oberhalb des Medians) signifikant verbessern konnte (P < 0,001). Die Gruppe oberhalb des Medians konnte sich zwar ebenfalls verbessern, dies war aber nicht signifikant (P < 0,55). Interessanterweise spiegelt sich dies nur teilweise in einer verbesserten Performance am VR-Simulator wider. Eine Korrelation mit dem räumlichem Vorstellungsvermögen bestand noch für einige Parameter, war aber insgesamt schwächer.

Schlussfolgerung: Novizen können sich durch einen relativ geringen Aufwand signifikant im räumlichen Vorstellungsvermögen verbessern. Aufgrund dieser Volatilität halten wir das räumliche Vorstellungsvermögen für kein geeignetes Kriterium zur Auswahl von chirurgischem Nachwuchs.