Z Gastroenterol 2016; 54 - KV118
DOI: 10.1055/s-0036-1586895

Stadienorientierte erfolgreiche Therapie spontaner und iatrogener Ösophagusperforationen

T Vowinkel 1, M Laukötter 1, D Palmes 1, N Senninger 1, R Mennigen 1
  • 1Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Einleitung: Spontane Ösophagusperforationen (Boerhaave) oder iatrogene Ösophagusperforationen nach interventioneller oder endoskopischer Diagnostik und Therapie besitzen eine hohe Morbidität und Mortalität. Bislang fehlt eine Klassifikation ösophagealer Perforationen und es gibt nur wenig Evidenz für eine stadienorientierte Therapie. Wir berichten über unsere Erfahrungen der differenzierten konservativen, endoskopischen und operativen Therapie in diesem speziellen Patientenkollektiv. Methode: Von 02/2011 bis 02/20116 wurden in unserer Klinik 17 Patienten (Alter 16 – 74 Jahre) mit einer spontanen (n = 4) oder iatrogenen (n = 13) Ösophagusperforation behandelt. Alle Patienten erhielten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eine Schnittbildgebung zum Ausschluss nicht drainierter Flüssigkeitsansammlungen und eine Endoskopie in Intubationsnarkose mit Kontrastmittelapplikation zur Evaluation des Defekts.

Ergebnisse: Bei allen 17 Patienten zeigte sich in der Computertomografie eine Luftansammlung im Mediastinum oder kollar als indirektes Zeichen der Perforation. 3 Patienten, die endoskopisch keinen Mukosadefekt zeigten erhielten für 4 – 7 Tage eine Magensonde. 13 Patienten, die endoskopisch einen Wanddefekt (2 bis 15 cm Länge) ohne Kontrastmittelaustritt aufwiesen, erhielten eine intraluminale endoskopische Vakuumtherapie (EVT), die im Abstand von 3 – 4 Tagen im Mittel 5 mal (3 – 10) gewechselt wurde. 2 dieser Patienten wurden zusätzlich zur EVT bei extraluminaler Flüssigkeit operativ drainiert. Bei einer Patientin zeigte sich eine einspiegelbare Perforationshöhle paraösophageal, so dass hier zunächst eine intracavitäre und schließlich eine intraluminale EVT erfolgte. Bei allen 17 Patienten heilte die Perforation unter der gewählten Therapie nach 4 bis 30 Tagen folgenlos aus.

Schlussfolgerung: Wir beschreiben an einem Kollektiv von Patienten mit einer spontanen oder iatrogenen Ösophagusperforation eine stadienorientierte Therapie. Nach adäquater Diagnostik kann mit einer differenzierten Indikationsstellung zur konservativen, endoskopischen plusminus operativen Therapie, die sich am Ausmaß des Defekts orientiert, eine folgenlose Ausheilung der Perforation erreicht werden.