Z Gastroenterol 2016; 54 - KV117
DOI: 10.1055/s-0036-1586894

Endoskopischer Vollwandverschluss – nur "etwas" für Schwerpunktversorger?

K Wiemer 1, I Donchevski 1, M Banasch 1
  • 1St. Elisabeth-Hospital Herten, Gastroenterologie & Allgemeine Innere Medizin, Herten, Deutschland

Einleitung: Der endoskopische Vollwandverschluss mit dem Over-The-Scope-Clip (OTSC) ist in Deutschland bereits seit 8 Jahren verfügbar. Trotz des breiten Einsatzspektrums ist die Verbreitung regional sehr unterschiedlich und häufig auf Zentren der Tertiärversorgung beschränkt.

Ziel: Etablierung des OTSC-Systems an einem Haus der gastroenterologischen Akutversorgung im nördlichen Ruhrgebiet. Darstellung des 1-Jahres-Ergebnisse.

Ergebnisse: Im Zeitraum 02/2015 bis 02/2016 wurden insgesamt 24 OTSC-Clips im Rahmen von 22 Interventionen appliziert (oberer GI-Trakt: 16, unterer GI-Trakt: 6). Die Mehrzahl der Anwendungen erfolgte im Rahmen der Primärtherapie akuter Ulkus-Blutungen im oberen GI-Trakt (9); in 2 Fällen als „Rescue-Therapie“ bei zweizeitiger Reblutung nach konventionellem Clipping (in beiden Fällen zunächst erfolgreich; eine chirurgische Übernähung erforderlich bei erneuter, fulminanter Blutung nach 5 Tagen). Weitere Indikationen umfassten den Verschluss persistierender PEG-Fisteln (2) und die endoskopische „Vollwandresektion“ im Magen (Dortmunder-Methode) von 2 kleinen submukösen Stromatumoren (Größe 15 und 17 mm; eine komplette Resektion).

In einem Fall wurde durch die diagnostische, „tiefe“ Wandresektion die Initialdiagnose eines NET Grad 1 entscheidend erweitert durch den zusätzlichen Nachweis eines submukös-infiltrierenden Siegelringzell-Karzinoms (G3).

Im Kolon wurden zwei sekundäre Blutungen nach EMR mittels OTSC terminiert und zwei iatrogene Sigmaperforationen erfolgreich verschlossen. Eine „frische“ Pfählungsverletzung im Rektum konnte ebenfalls verschlossen werden, erforderte im weiteren Verlauf jedoch eine operative Sanierung aufgrund einer antibiotisch nicht kontrollierbaren Peritonitis. Ein submuköser Rektumtumor wurde durch die „tiefe“ Wandresektion histologisch als benigne Mukoidzyste charakterisiert.

Zusammenfassung: Der endoskopische Vollwandverschluss ist auch in der gastroenterologischen Grund- und Akutversorgung sicher und vielseitig einsetzbar. Der große Wirkradius des OTSC (im Gegensatz zu konventionellen Hämoclips) könnte insbesondere die Therapie akuter Blutungen in schwieriger Lokalisation vereinfachen und damit besonders den Bedürfnissen interventionell weniger erfahrerer Kolleginnen und Kollegen entgegenkommen.