Z Gastroenterol 2016; 54 - KV102
DOI: 10.1055/s-0036-1586879

Endoskopische Therapie einer Perforation des Kolon durch einen Zahnstocher

S Lünse 1, W Keßler 1, A Schreiber 1, CD Heidecke 1, A Glitsch 1
  • 1Universitätsmedizin Greifswald, Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Greifswald, Deutschland

Einleitung: Die meisten akzidentiell verschluckten Fremdkörper (FK) passieren den GI-Trakt ohne Probleme.

Die Ingestion eines Zahnstochers ist hierbei mit etwa 9% aller FK-Ingestionen selten, jedoch sind schwerwiegende Komplikationen wie Obstruktion, Perforation, Fisteln, Sepsis oder sogar Todesfälle beschrieben. Die Diagnostik ist aufgrund einer unspezifischen Symptomatik und der Strahlendurchlässigkeit von Holz schwierig und wird überwiegend durch eine explorative Laparotomie gestellt.

Methodik: Wir berichten über einen 62-jährigen Mann, der sich in der Notaufnahme mit stärksten Schmerzen im rechten Unterbauch seit 24 Stunden vorstellte. Eine CT ergab eine unspezifische segmentale Kolitis, woraufhin eine antibiotische Therapie begonnen wurde. Die Koloskopie im Verlauf zeigte dann überraschend eine Perforation des Colon ascendens, verursacht durch einen verschluckten Zahnstocher (Abb. 1).

Ergebnis: Der FK konnte erfolgreich endoskopisch mittels Polypektomie-Schlinge (Olympus, Tokyo) in toto geborgen und die Perforationsstelle suffizient durch einen Over-The-Scope-Clip (OTSC, Ovesco AG, Tübingen) verschlossen werden (Abb. 2). Der postinterventionelle Verlauf war unauffällig.

Abb. 1

Abb. 2

Schlussfolgerung: Unser Fallbericht belegt den hohen Stellenwert der Endoskopie in der Diagnostik auch seltener gastrointestinaler Verletzungen und zeigt die weitreichenden Möglichkeiten von NOTES (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery).

Das OTSC-System ist hierbei eine gute Möglichkeit zum Verschluss von ungewöhnlichen, beispielsweise durch die Ingestion eines Zahnstochers verursachten, Kolonperforationen und sollte wenn möglich gegenüber der traditionellen Laparotomie bevorzugt werden.