Z Gastroenterol 2016; 54 - KV084
DOI: 10.1055/s-0036-1586861

Bewertung der Praxisrelevanz von ERCP-Phantomen – Ende der „Schweinerei“?

U Schweizer 1, R Ingenpaß 1, FH Zumbil 1, KE Grund 1
  • 1Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Experimentelle Chirurgische Endoskopie, Tübingen, Deutschland

Einleitung: Die ERCP stellt mit ihren hohen Ansprüchen nach wie vor eine Herausforderung in der endoskopischen Ausbildung dar. Bislang sind Biomodelle weit verbreitete Praxis, inzwischen gibt es aber relevante Hands-on-Trainingsalternativen, z.B. die Phantome von Frimberger oder den Tübinger Biliphanten.

Methodik: In einer vergleichenden Faktorenanalyse wurde die Praxisrelevanz verschiedener ERCP-Trainingssimulatoren evaluiert. Wichtige Kriterien wie Anatomie und Pathologie, interventionelles Spektrum, Realitätsnähe, standardisiertes Training, hygienische Aspekte, Haptik und Workshop-Logistik wurden bewertet und eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt.

Ergebnis: Auf den ersten Blick erscheinen technisch-mechanische Modelle besonders aus finanziellen und logistischen Aspekten vorteilhaft. Virtuelle Simulatoren überzeugen durch die realitätsidentische Darstellung. Biomodelle sind kostengünstig und relativ realistisch interventionsfähig.

Bei genauerer Analyse werden anatomische und haptische Defizite mechanischer Modelle offenkundig. Virtuelle Simulatoren sind sehr kostspielig und bieten kein haptisches Feedback. Biologische Modelle korrelieren weder mit der humanen Anatomie, noch ermöglichen sie standardisiertes Training bei unbegrenzter Wiederholbarkeit.

Demgegenüber bietet der modulare Tübinger Biliphant das gesamte ERCP-Spektrum an einem Phantom im klinikanalogen Setting. Durch zahlreiche Erweiterungen lassen sich anatomisch realistisch – auch strahlenfrei – beliebig viele Eingriffe pro Teilnehmer durchführen, z.B. ist die interventionsfähige Papille mit verschiedenen Pathologien innerhalb von Sekunden austauschbar.

Schlussfolgerung: Die Analyse zeigt, dass für ein Basistraining mechanische Simulatoren zunächst geeignet sind, auch wenn klinische Analogien fehlen.

Für weitere Schritte kann nur ein humananaloges, modulares Modell alle Kriterien für das Training erfüllen. Unter Berücksichtigung weiterer Parameter (Logistik, Hygiene, Flexibilität) zeigt der (primär teurere) Biliphant durch sein komplettes Trainingsspektrum und individuell konfigurierbare Trainingssituationen bei unlimitierter Wiederholungsrate das günstigste Kosten-Nutzen-Verhältnis. In der Praxis hat sich eine Kombination der Frimberger-Modelle mit dem Biliphanten bewährt. Biomodelle scheinen ausgedient zu haben.